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Der Verſuch, das Fremdwort Ballon zu beſeitigen, erſchien
nad) dem fünften der oben angeführten Grundfäße nicht angängig,
dazu hat e3 fich zu feſt eingebürgert; wir begegnen dieſer franzö-
ſiſchen Form des Wortes Ball in unſerer Sprache ſhon vor 1600.
Wohl finden ‘wir bei unſeren Klaſſikern Luftbälle und Luft-
kugeln; und zwar 1nterſchied man ſehr fein die Luftkugeln,
die mit erhißzter Luft gefüllten Montgolfieren, von den Gas-
kugeln, den mit Waſſerſtoff gefüllten Charlieren. Häufiger aber
war auch damals ſchon dafür das Fremdwort. Wird es jedo<
beibehalten, dann ſoll es wenigſtens deutſch ausgeſprochen werden,
alſo Ballon wie Perſon, niht Ballong, und deutſ<h abgewandelt
werden, Mehrzahl: die Ballone, ſo ſhon regelmäßig bei Goethe und
anderen Schriftſtellern um 1800. Das Engliſche und das Hollän-
diſche, das übrigens noh jeßt den luchtbal fennt, ſind uns in der
Ausſprache mit gutem Beiſpiel vorangegangen. Wollte übrigens
bei uns heutzutage jemand vom Herrn Barong und von Barongs
ſprechen, ſo würde man ihn wegen feiner Ziererei einfach auslachen.
Bei Bataillon, Kanton, Patron, Spion denkt gar niemand mehr an
ſranzöſiſhe Ausſprache und Beugung, ebenſowenig bei den Hun-
derten von Wörtern auf ion: Nation, Miſſion, Neſtauration uſw.
Nur bei Ballon und Balkon will man nicht re<t dran, obwohl
wir Schillec längſt nahgeſpro<hen haben: »Und rings auf hohem
Balkone die Damen in ſ{hönem Kranz«, Auch bei Wörtern wie
Barett, Kabinett, Lazarett, Quartett haben wir die fremde Aus-
ſprache der Endung aufgegeben. Wie nennen wir die Hauptſtadt
Frankreih8? Und wer nähme an der noch viel weiter gehenden
Berdeutfhung Mailand für Milano wohl Anſtoß?
Ballone, die ohne Triebwerk, daher auh ohne Eigenbewegung in
der Luftſtrömung ſ{hwimmen, wie das abwärtstreibende Floß auf
dem Strome, heißen nah wie vor Freiballone; ſolche dagegen,
denen durch ein Triebwerk Eigenbewegung verliehen iſt, wurden
anfangs Kraftballone (Motorballone) oder Lenkballone genannt,
wenn ihre Form auch, ebenſo wie beim Fefjelballon, zur Vermin-
derung des Luftwiderſtandes nicht mehr ballförmig, ſondern läng-
lich iſt. Darum iſt die andere dafür aufgeſtellte, jezt in engerem
Sinn als früher angewandte Bezeichnung Luftſchiffe allgemein
in Gebrauch.
Die Luftſchiſſe ſind entweder Starrſchiffe, in Öſterreich auch