Full text: Rohstoff-Fragen der deutschen Volksernährung

  
84 Rohstoff ‚Eiweiß‘ und „Fett“. 
  
nährung sich bei richtiger Kombination von Nahrungsstoffen deut- 
lich steigern läßt. Diese Tatsache muß ihre ausreichende Würdigung bei der 
Ernährungsschulung unserer Mädchen und Frauen finden. 
Das Milcheiweiß beweist seinen besonderen Nutzen gerade bei den Ent- 
wicklungsschwächen der verschiedenen Alter (Säugling, Klein-, Schulkind, 
Jugendliche). In der diätetischen Behandlung des Säuglingsalters ist es 
längst als ein fester Bestandteil in den Erfahrungsschatz des Arztes aufgenom- 
men. Viel weniger ist das leider für das Schulalter der Fall. Dabei ist durch 
die Schulfürsorge mit dem weitverbreiteten Schulfrühstück die beste Ge- 
legenheit gegeben, um dem Milcheiweiß in seiner verschiedenen Anwendungs- 
form eine große Wirkungsmöglichkeit zugeben. Magermilch ist aus geschmack- 
lichen Gründen als sog. ‚Kakaotrunk‘ bei den Kindern besonders verwertbar 
und beliebt. Bei den geringeren Kosten gegenüber der Vollmilch läßt sich 
eine erheblich größere Zahl von Kindern versorgen, was gerade für Not- 
standsgebiete von außerordentlicher Bedeutung ist. Ein anderer Weg ist 
die Verwendung dicker Suppen oder Breie mit Milcheiweißzusatz; hier soll 
dann aber nie versäumt werden, harten Zwieback oder Hartbrot (Knäckebrot) 
hinzuzufügen, weil nur so die vielen kaufaulen Kinder zum Gebrauch ihrer 
Kauwerkzeuge gezwungen werden. Das hat nicht nur für die Entwicklung 
und Erhaltung des Gebisses eine entscheidende Bedeutung, sondern verschafft 
mit der ausreichenden Einspeichelung der Nahrung auch erst den biologisch 
vollwertigen Verdauungsvorgang. Es besteht auch die Möglichkeit für Massen- 
speisungen Zwiebäcke, Brot oder Knäckebrot mit Milcheiweiß zu versehen 
und mit einem Aufstrich (Marmelade, Fett) zu reichen. 
Eine besondere Bedeutung kommt dem Milcheiweiß noch als Ernährung 
in der Arbeitszeit zu. Hier besteht für die geistigen Arbeiter und Sitz- 
arbeiter bei dem üblichen Kantinenessen (fettes Fleisch, Hülsenfrüchte, Ein- 
brenne usw.) die Schwierigkeit, daß eine Nahrung geboten wird, welche eine 
viel zu starke und lange Verdauungsarbeit erfordert. Die so auftretende Ver- 
dauungsermüdung ruft eine deutlich verschlechterte Arbeitsleistung 
und Unlustgefühle hervor. Die leichte Verdaulichkeit des hochwertigen 
Milcheiweiß vermag den notwendigen Nutzeffekt ohne die nachfolgende stö- 
rende Ermüdung zu erzielen. Aus diesem Grunde eignet es sich überhaupt in 
hervorragendem Maße für jede Massenverpflegung, in der das Fleisch viel zu 
teuer ist. So hat sich Milcheiweißt) für den Arbeitsdienst wie die verschie- 
denen Arten von Lagern und besonders im Bratlingspulverder Wehr- 
macht auf das beste bewährt. 
Wegen seines hohen Gehaltes an Kalk und Phosphaten übt es auch 
eine deutlich nachweisbare, leistungssteigernde Wirkung aus. Am besten 
läßt sich das im Sport mit seiner stetigen Leistungskontrolle beobachten. 
Statt der künstlichen Kalk- oder Phosphatpräparate wird hier aus einem bio- 
logisch vollwertigen natürlichen Nahrungsstoff der Ersatz an derartigen für 
die Leistung bzw. Entmüdung notwendigen ‚Pufferungssubstanzen‘ geboten. 
Die Erfahrungen für alle Sportarten sind hier immer nur ausgezeichnet ge- 
wesen. Als ein Gebiet, das einen besonderen Nutzen hieraus ziehen kann, 
mögen nur noch die verschiedenen Formen des Wanderns hervorgehoben 
werden. Hier gilt es: an Gewicht leichte, schnell zuzubereitende, nichtver- 
derbliche, gut verpackbare, dabei aber keinen großen Raum beanspruchende 
1) Nach Beobachtungen und Versuchen mit Plasmon und gewöhnlichem Nähr- 
kasein. 
 
	        
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