Full text: Rohstoff-Fragen der deutschen Volksernährung

90 Rohstoff „Eiweiß“ und ‚‚Fett‘“. 
d) Nebenwege zur Gewinnung und Verwertung der Eiweißstoffe für 
Industrie und Landwirtschaft. 
; Aus dem vorher Gesagten wird klar, daß die Haupt- 
YWoge zur Gewinnung wege zur Lösung der Eiweißfrage auf dem Gebiet de 
und Verwertung der B . : 
Eiweißstoffe. odenkultur und der Pflanzenzüchtung liegen. Diese 
wichtigsten Gebiete werden später gesondert behandelt. 
Es gibt aber auch eine Fülle von kleinen Eiweißquellen, die heute noch un- 
genutzt verströmen und die dieser Abschnitt aufweisen soll. Wenn eine 
Frage so dringlich ist wie die der Schließung der Eiweißlücke, so ist es unsere 
Pflicht, auch den Möglichkeiten nachzugehen, die Technik und Chemie bieten, 
selbst wenn das eine oder andere Verfahren, über das hier gesprochen werden 
soll, im Augenblick noch wirtschaftlich unrentabel erscheint. Aus vielen kleinen 
Bausteinen wächst ein Haus, und die Erörterung aller Möglichkeiten der Eiweiß- 
gewinnung ist um so wichtiger, als es in der Natur der Landwirtschaft liegt, 
daß hier die Erfolge immer nur langsam reifen können. Wir müssen uns jedoch 
im Rahmen dieses Buches auf die Nennung der einzelnen Eiweißquellen be- 
schränken und können technische Einzelheiten nur streifen. 
1. Gewinnung von möglichst reinem Eiweiß aus Zuckerrübenschnitzeln. Der 
Inhalt des Diffuseurs wird in ein Klärgefäß gefüllt und das Eiweiß mit 
chemischen Mitteln ausgefällt. 
2. Herstellung eines eiweißhaltigen Nahrungsmittels aus dem Samen der 
Roßkastanien. Die Samenkerne werden zerkleinert und die Bitterstoffe mit 
Hilfe von Alkohol oder anderen Extraktionsmitteln entfernt. Auf diese Weise 
erhält man ein eiweiß- und stärkehaltiges Nahrungsmittel. 
Ähnlich können Rückstände der Ölfabrikation oder andere Samen aufge- 
schlossen und entbittert werden. 
3. Vorrichtung zur Gewinnung von Eiweiß aus dem Fruchtsaft von Kar- 
toffelreibseln- und -schnitzeln. Die Vorrichtung enthält ein endloses Filtrier- 
tuch über einem unter Vakuum stehenden Behälter. 
4. Gewinnung von Eiweißstoffen aus Samen, Früchten oder Rückständen 
der Ölfabrikation. Die Ausgangsstoffe werden mit einer etwa 5 %igen Natrium- 
bisulfitlösung ausgelaugt; aus den Lösungen werden die Eiweißstoffe entweder 
mit Säuren oder durch Hitzekoagulation gefällt. 
5. Gewinnung von Eiweiß aus Mais. Mais, insbesondere die Rückstände der 
Maisstärkeherstellung werden in Siedehitze mit höherem Alkohol behandelt. 
Die Eiweißstoffe werden durch Fällungsmittel gewonnen. 
6. Gewinnung von Eiweiß und Nährsalzen aus dem Fruchtwasser der Kar- 
toffel. Das Fruchtwasser wird durch Ouirlen oder Rühren zum Schäumen 
gebracht und der abgezogene Schaum getrocknet. 
?. Gewinnung von Kasein aus Pflanzenstoffen. Mais oder Leguminosen 
werden mit Hilfe von Alkalihydroxyden behandelt, worauf die Eiweißstoffe in 
Lösung übergehen. Nach Filtration fällt man die Eiweiße mit Milchsäure. 
Man kann auch die Pflanzenstoffe mit Walzen zerkleinern, die Massen einer 
Windsichtung unterwerfen, worauf die Eiweißstoffe abgetrennt werden ; oder: 
Die Pflanzen werden zerkleinert, in nicht über 50° warmem Wasser ge- 
waschen, die Flüssigkeit wird erhitzt, das Koagulat abgetrennt und ein lösliches 
Eiweiß gewonnen. 
8. Gewinnung von Eiweiß aus Buchweizen. Buchweizen wird zerkleinert, mit 
verdünnter Salzsäure, Milchsäure oder Natriumchloridlösung behandelt und 
  
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