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Rohstoff ‚‚Kartoffel‘“, 285
Theoretisch beträgt die Höchstleistung der technischen Kartoffel-
verwertung mehr:
Stärkefabrikation = 1,5 Millionen t.
Trocknung = 2,0 Millionen t.
Allgemeine Angaben über das Kartoffelstärkegewerbe und seine Aufgaben
für die Zukunft hat uns der Vorsitzende der Hauptvereinigung der deutschen
Kartoffelwirtschaft!) gegeben:
Nach derim Jahre 1937 eingebrachten Kartoffelernte ist die bereits vor mehreren
Jahren im Rahmen der Erzeugungsschlacht als notwendig geforderte und möglich
bezeichnete Erntehöhe von 50 Millionen t Kartoffeln mit 55,3 Millionen t noch weit
überschritten worden. Bei Einrechnung der österreichischen Kartoffelernte erreicht
die gesamtdeutsche Ernte 58,5 Millionen t. Im Vergleich zu der ebenfalls recht
günstigen Ernte des Jahres 1936 betrug die vorjährige Steigerung der Kartoffelernte
ohne Berücksichtigung Österreichs 19,4%, bei einer nur um 3,4%, größeren Anbau-
fläche, während die Durchschnittsernte der Jahre 1930 bis 1935 sogar um rund
30% übertroffen wurde. Damit überstieg die 1937er Kartoffelernte auch die größte
Vorkriegsernte des Jahres 1913 — die bei Zugrundelegung der ehemaligen Größe
des Reichsgebietes rund 54,1 Millionen t erreichte — noch um 2,2%, obwohl die
Anbaufläche um 15,1% niedriger lag. Während 1913 je Hektar 158,8 dz Kar-
toffeln geerntet wurden, lagen 1936 die Erträge bei 168,1 dz, 1937 sogar bei 191,5 dz.
Demnach sind die Hektarerträge 1937 gegenüber 1913 um 20,6 % und gegenüber 1936
um 15,4%, gestiegen. Auch in Österreich weisen die Hektarerträge eine von Jahr
zu Jahr erkennbare Steigerung auf, die aber im Vergleich zu den übrigen Ländern
des großdeutschen Reiches auf noch vorhandene Leistungsreserven hindeutet.
Die Steigerung der Hektarerträge, an der bessere Bodenbearbeitung, häufigerer
Saatgutwechsel, Verwendung ertragsreicherer und ertragssicherer Sorten, erhöhte
Düngeraufwendungen und der verstärkteEinsatz technischer Hilfsgeräte in gleichem
Maße beteiligt sind, ist in jeder Hinsicht zu begrüßen, zumal die Kartoffel zu den-
jenigen Erzeugnissen gehört, die in Deutschland den höchsten Nährwert je Flächen-
einheit hervorbringt, andererseits aber auch eine vielseitige Verwertung als Nah-
rungsmittel, Roh- und Werkstoff ermöglicht. Berücksichtigt man den Nahrungs-
wert der Kartoffelmengen, die als Speisekartoffeln dem unmittelbaren Verzehr
dienen (bisher jährlich etwa 121% bis 13 Millionen t), so werden damit allein 12%
unseres gesamten Nahrungsbedarfs gedeckt. Die Erzeugnisse, die nach der Ver-
edelung der Kartoffel im Stärke- und Trocknungsgewerbe als Nahrungsmittel ver-
wendet werden, sind dabei nicht mit einbegriffen.
Als einer der wichtigsten Stärkespender stellt die Kartoffel neben Getreide den
Nahrungsbedarf unserer Bevölkerung auf kleinster Fläche sicher. Bei einer um
rund drei Viertel kleineren Anbaufläche liefert eine durchschnittliche Kartoffel-
ernte den halben Stärkewert der gesamten Getreideernte. Außerdem enthält die
Kartoffel neben der leicht verdaulichen Stärke biologisch besonders hochwertiges
Eiweiß und ausreichende Vitaminmengen, so daß sie auch zu unseren billigsten und
wichtigsten Vitaminquellen gehört.
Da der Futterkartoffelverbrauch noch weit über dem Speisekartoffelverbrauch
liegt, trägt die Kartoffel durch die Verwertung über das Tier auch maßgebend zur
Sicherung unseres Fleisch- und Fettbedarfs bei. Sie ist das natürliche Grundfutter
und damit Grundlage unserer Fleisch- und Fettversorgung überhaupt. Als die
Kulturpflanze des leichten Bodens ermöglicht die Kartoffel bei der Verwertung
über den Tiermagen gerade die höchsten Fetterträge in jenen Gegenden, die durch
ihre Bodenbeschaffenheit im Anbau anderer Kulturpflanzen benachteiligt sind, und
übertrifft allgemein die Bedeutung des Getreides als Futtermittel, wenn man be-
rücksichtigt, daß aus dem jeweiligen Hektarertrag bei Getreidefütterung im Höchst-
falle 4 dz Lebendgewicht Schwein, bei Kartoffelfütterung aber das Doppelte er-
zeugt werden kann. Die Erhöhung der Fetterzeugung und die damit verbundene
Verminderung der Auslandsabhängigkeit in Bezug auf die Fettversorgung hängt
demnach maßgebend von der Höhe der Kartoffelernte ab. Deshalb müssen auch
auf dem Gebiete der Futtertechnik jene Maßnahmen vordringlich in Angriff ge-
nommen werden, die bei sparsamerer Futterverwendung die gleichen, wenn nicht
höhere Leistungen erzielen helfen.
!) Der Vierjahresplan. 2, Nr. 5 (1938).
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