306 Pflanzliche Rohstoffprobleme.
g) Aus dem Lignin lassen sich auf einfache Weise durch Einwirkung von
Phenolen, Chlorkohlenwasserstoffent) oder von Furfurol?) Harze her-
stellen.
Mit diesen vorgeschlagenen Verwendungsarten dürften die Möglichkeiten
der chemischen Verarbeitung, die das Lignin bietet, durchaus nicht erschöpft
sein.
In sehr kleiner Menge entsteht bei der Auf-
schließung des Holzes mit konzentrierter Salz-
säure Methanol, welches sich bei der Verdampfung abscheiden läßt. Gleich-
zeitig findet man das schon früher erwähnte Furfurol und kleine Mengen von
Azeton.
Man mag daraus ersehen, wie vollständig die aus dem Holz nach dem be-
schriebenen Verfahren erhaltenen Produkte auf den angegebenen Wegen erfaßt
werden können.
y. Sonstige Nebenprodukte.
c) Wirtschaftliche Betrachtungen.
Um sich darüber klar zu werden, welche Aussichten ein technisch gut durch-
gebildetes Holzverzuckerungsverfahren haben kann, wenn es den strengen An-
forderungen an Rohstoff- und Betriebsökonomie gerecht wird, muß man unter-
suchen, wie sich dieser neue technische Prozeß in die Gesamtwirtschaft ein-
ordnet. Es ist zu prüfen, ob die für ihn erforderlichen Rohstoffe in geeigneter
Qualität und genügender Menge verfügbar sind oder ohne Schädigung anderer
Wirtschaftszweige freigemacht werden können, und es ist festzustellen, wie
weit seine Produkte Bedarfslücken ausfüllen oder an die Stelle schwerer zu-
gänglicher, teurer Produkte treten.
Diese Einordnung in die Gesamtwirtschaft wird abhängig sein von geogra-
phischen, aber auch in hohem Maße von wirtschaftspolitischen Verhältnissen.
Unter diesem Gesichtspunkt sind sowohl die Rohstoffe wie die Fertigprodukte
einer zweiten, diesmal nicht mehr chemischen, sondern rein wirtschaftlichen
Betrachtung zu unterziehen. Wichtig ist die Erzeugung von Kohlehydraten,
doch noch wichtiger die Schaffung der Grundlage für Futtereiweiß. Am wich-
tigsten die Sicherung als Rohstoff für solche Substanzen, die wir früher aus
Melasse gewonnen haben.
Die Rohstoffe, die für die Holzverzuckerung zur Verfügung stehen, können
eingeteilt werden:
I. Nach ihrer pflanzlichen Herkunft, wobei zu unterscheiden sind:
1. Abfälle landwirtschaftlicher Produkte, z. B. die Rückstände der Rohr-
zuckerfabrikation (Bagasse), oder Abfälle der Getreideverarbeitung, wie
Stroh, Haferschalen (oat hulls), Maisstengel (corn stalks) und Flachs-
schäben ;
2. Holz verschiedener Holzsortimente und verschiedener Arten, also Pro-
dukte der Forstwirtschaft.
Zu 1. Die Anwendung pentosanreicher landwirtschaftlicher Abfallprodukte
wird im allgemeinen nur dann in Frage kommen, wenn ein höherer Pentosen-
gehalt des Holzzuckers seine Verwendung nicht beeinträchtigt oder die Pen-
tosen abgetrennt werden. Andernfalls dürfte sich eine Verarbeitung von pen-
tosanreichen Stoffen allein nicht empfehlen. Dagegen mögen diese Stoffe als
Zusätze wirtschaftlich mit Vorteil zu verwenden sein.
!) Vgl. z.B. Griesbach u. Eisele (I.G. Farbenindustrie A.G.) USA. Pat.
1666 696.
) M. Philipsu. H.D. Weihe, Ind. eng. chem. 28, 286 (1931).