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Ernährungswirtschaft, Ernährungswissenschaft und Eiweißproblem. 59
unseres Fleisch- und Fettverbrauchs überflüssig zu machen. Der Roggen enthält
10% Eiweiß, 2% Fett, 69% Kohlehydrate, 2% Zellstoffe, 2% Mineralstoffe und
15% Wasser. Der Kartoffelverbrauch ist gegenwärtig in Deutschland durchaus
normal und muß mindestens auf der bisherigen Höhe bleiben. Anders ist es bei
Gemüse und Brot. Hier sollte ein größerer Mehrverbrauch z. B. von Kohl erzielt
werden bei gleichzeitiger Einschränkung von Fleisch und Fett. Wenn man die
verflossene Entwicklung, die in Jahrzehnten entstand, überblickt, so wird es
auch begreiflich, warum die Fettpreise eine Steigerung erfahren mußten (Fett-
steuer), und die Marktordnung andererseits der Getreidewirtschaft möglichst
niedrige Brotpreise brachte, ferner den Gemüseanbau durch Errichtung von
Kalt- und Warm-Glashäusern fördert und die Zahlung von Zuschüssen bei An-
lage geschlossener Obstbaumbestände ermöglicht. Nebenher soll der Milch- und
Butterverbrauch gehoben werden.
Inzwischen haben die amtlichen Stellen gewisse Richtlinien bereits für die
Verbrauchslenkung gegeben. Auf die Frage nach der Notwendigkeit einer
Verbrauchslenkung gibt Backe im 4. Heft des ‚‚Vierjahresplanes“ die folgende
Antwort:
„1. weileine ausgeglichene Ernährung insgesamt gesehen noch nicht bedeutet,
daß die Gleichung für jedes einzelne Nahrungsmittel aufgeht. Gewisse
Nahrungsgüter werden nie in ausreichender Menge im deutschen Raum
erzeugt werden können, z. B. Fette; dagegen ist es durchaus möglich, zu
einer Mehrerzeugung bei anderen zu kommen, z. B. Kohlehydrate;
2. weil eine Reihe von Erzeugnissen nur zu gewissen Zeiten erzeugungs-
mäßig anfallen und dann meist im Überschuß, z. B. Gemüse, Obst;
3. weil die dauernden Schwankungen der Ernten zwangsläufig dazu führen
müssen, den Bedarf jeweilig den vorhandenen Nahrungsgütern anzu-
passen.
Eine verantwortungsbewußte Verbrauchslenkung muß von zwei Voraus-
setzungen ausgehen: von der Erzeugungsmöglichkeit innerhalb des eigenen
Lebensraumes und von dem Nährstoffbedarf der deutschen Bevölkerung. Er-
zeugungsmöglichkeit und Nahrungsmittelbedarf müssen aufeinander eingestellt
werden. Dazu dienen auf der Seite der Nahrungsmittelproduktion die Er-
zeugungsschlacht, auf der Seite des Nahrungsmittelbedarfes die Ver-
brauchslenkung.
Die Erzeugungsschlacht erstrebt, aus dem deutschen Boden die größtmög-
lichen Mengen wertvoller Nahrungsmittel herauszuholen und sie dem deutschen
Volke seinen traditionellen Nahrungsgewohnheiten entsprechend zur Verfügung
zu stellen. Die Verbrauchslenkung muß den deutschen Verbraucher davon über-
zeugen, daß im Rahmen einer vernünftigen, naturgegebenen Ernährung die
Erzeugnisse verzehrt werden sollen, die der deutsche Boden liefert. Dazu wird
in vielen Fällen eine Umstellung nötig sein.
Zwar hat das deutsche Volk im großen und ganzen nach dem Grundsatz ge-
lebt, sich bodenständig zuernähren. Deshalb spielen auch heute noch der
Roggen, die Kartoffel, das Gemüse und die bekannten tierischen Erzeugnisse
die Hauptrolle in unserer Ernährung.
Bei der Vielgestaltigkeit und den mannigfachen Aufgaben der deutschen
Lebensmittelerzeugung ist es nicht immer möglich, nur das zu erzeugen, was
im Augenblick den Wünschen der Verbraucher entspricht. Es fallen, um ein
Beispiel zu erwähnen, Nebenerzeugnisse an, die nicht ohne Not übersehen
werden dürfen, insbesondere dann nicht, wenn sie so wertvoll sind wie bei-
spielsweise die entrahmte Milch. Aufgabe der Verbrauchslenkung wird es sein,
das Augenmerk der Verbraucher auf solche Erzeugnisse zu lenken, die bisher
noch nicht genügend im Gesichtskreis der Verbraucherschaft stehen.
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