Full text: Rohstoff-Fragen der deutschen Volksernährung

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Ernährungswirtschaft, Ernährungswissenschaft und Eiweißproblem. 61 
Die zweite Gruppe umfaßt die Erzeugnisse, bei denen ein unveränderter 
Verbrauch erwünscht ist. Hier handelt es sich vor allem um jene Nahrungs- 
güter, bei denen die deutsche Erzeugung zu 100% aus deutschem Boden ge- 
deckt werden kann, bei denen eine Erzeugungsvermehrung deshalb nicht not- 
wendig erscheint. Mit einem Hinweis hierauf kann sich im allgemeinen die Ver- 
brauchslenkung begnügen. Nur über das Brot soll in diesem Zusammenhang 
noch ein Wort gesagt werden, weil es das Symbol unserer bodenständigen Er- 
nährung darstellt. Daß gerade dieses wertvolle Nahrungsgut insbesondere in 
der Stadt noch immer nicht die Behandlung erfährt, die es verdient, ist durch 
neuere Feststellungen wieder bestätigt worden. Es ist eine sittliche Forderung 
besonderer Art, das Brot nicht nur zu achten und zu ehren, sondern auch zu 
hüten und zu wahren. Dies ist auch eine Pflicht im Kampf gegen den Verderb. 
Ein gütiges Geschick hat dem deutschen Volke soviel Brot beschert, wie es zu 
seiner Ernährung braucht. Die Dankespflicht des deutschen Volkes ist es, dies 
Gottesgeschenk zu ehren und zu hüten. 
In der dritten Gruppe hat das Institut für Konjunkturforschung diejenigen 
Nahrungsgüter zusammengefaßt, bei denen ein verminderter Verbrauch 
dauernd oder zeitweilig im Sinne unserer Volkswirtschaft liegt. Aufgabe der 
Verbrauchslenkung bei diesen Gütern ist es, das deutsche Volk von der Not- 
wendigkeit der Einschränkung zu überzeugen, auf eintretende Verknappungen 
rechtzeitig und aufklärend hinzuweisen und schließlich dem Verbraucher Wege 
zu weisen, wie er seine Wirtschaft einrichten kann, ohne daß diese Verknap- 
pungen fühlbar werden. Diese Aufgabe der Verbrauchslenkung setzt beson- 
deren Takt voraus. Sie erfordert Wahrheit und Offenheit, denn nur dann wird 
es gelingen, das Vertrauen des Verbrauchers zu erwerben, ohne das Verbrauchs- 
lenkung nicht möglich ist. 
Es handelt sich hierbei insbesondere um die schwierige Frage der Fettwirt- 
schaft. Ich habe mich in Nr. 1 der Zeitschrift ‚‚Vierjahresplan‘“ bereits ein- 
gehend dazu geäußert und die Ziele aufgezeigt. Wir müssen zu einer 25% igen 
Einschränkung unseres Fettverbrauches gelangen. Stellt die deutsche Hausfrau 
sich freiwillig auf diese Forderung ein — und die Erfahrungen zeigen, daß wir 
auf dem besten Wege sind —, so dürfte es zu Schwierigkeiten auf dem Gebiete 
der Fettwirtschaft nicht kommen. Es gibt mannigfache Möglichkeiten, Fett 
durch andere Nahrungsmittel zu ersetzen. Aufgabe der Verbrauchslenkung wird 
es sein, hier dem Verbraucher die Wege zu weisen. Es kann dies geschehen durch 
den Hinweis auf die mannigfachen Überschußerzeugnisse der ersten Gruppe, die 
wir besprochen haben, wie die zuckerhaltigen Aufstrichmittel, Quark und ei- 
weißreiche Käse; es kann dies ferner geschehen durch Unterweisung in fett- 
sparendem Kochen und Backen und unter Verwendung der entrahmten Milch. 
Wichtig ist auch der Ersatz des ‚‚ewigen Butterbrotes‘ durch die warme Abend- 
mahlzeit, die wir in vielen Teilen des deutschen Vaterlandes noch vorfinden, 
während sie in anderen Teilen außer Gebrauch gekommen ist. Auch die warme 
nn mit nahrhaften Suppen und das Schulmilchfrühstück gehören 
ierher. 
Wie die Aktion ‚Kampf dem Verderb‘“ sich nicht auf einen Berufsstand 
beschränkt, so bezieht sich auch die Verbrauchslenkung auf das ganze Volk. 
Verbrauchslenkung ist eine Gemeinschaftsarbeit aller Volksgenossen, der sich 
keiner entziehen darf. Sie wird dadurch zum wahren ‚‚Sozialismus der Tat“. 
Die Mitwirkung daran ist um so ehrenvoller, je weniger sie in Erscheinung tritt. 
An wen wendet sich die Verbrauchslenkung nun in erster Linie ? 
In der vordersten Front steht die deutsche Hausfrau, sie, durch deren 
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