Full text: Rohstoff-Fragen der deutschen Volksernährung

62 Rohstoff ‚Eiweiß‘ und „Fett“. 
Hand die Nahrungsmittel gehen, bevor sie als Mahlzeit auf den Tisch gelangen. 
Ihre Arbeit erhält dadurch eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung, die sich 
in ihrer politischen Auswirkung würdig an die Arbeit des Mannes im politischen 
Kampf reiht. Die Hausfrau hat den Anregungen der Verbrauchslenkung im 
letzten halben Jahre willig ihr Ohr geliehen. Die intensive Schulung des Deut- 
schen Frauenwerkes und der anderen Organisationen sind nicht vergeblich ge- 
wesen. Die Hausfrau wird auch weiter der entscheidende Faktor in der Ver- 
brauchslenkung sein. 
Nicht minder wichtig ist der Lebensmittelkaufmann. Er, der Ver- 
trauensmann, an den sich die Hausfrau so oft wendet, wenn sie eines Rates beim 
Einkauf bedarf. Er hat es in der Hand, durch kritische und abfällige Bemer- 
kungen das große Werk der Verbrauchslenkung zu stören. Er kann aber auch 
der treueste Mitstreiter in diesem volkswirtschaftlichen Kampfe werden, wenn 
er den Anregungen, die ihm sein Berufsstand übermittelt, Folge leistet, wenn 
er vor Verknappungen und bei Verknappungen den Kunden sachgemäß be- 
ruhigend und beratend aufklärt und sein Interesse den Nahrungsmitteln zu- 
lenkt, die in größeren Mengen zur Verfügung stehen. Er hat dabei den Vorteil, 
daß eine solche Verbrauchslenkung auch ihm selbst zugute kommt, denn er 
kann dadurch den Umsatz bei einer Reihe von Gütern heben, wenn dieser bei 
anderen zurückgeht. 
Ein besonders wichtiger Teil der Nahrungsmittelverteilerschaft bildet der 
ambulante Handelaufden Wochenmärkten. Hier gilt es insbesondere, 
auf jene Hausfrauen einzuwirken, die durch die Schulung von Hausfrauen- 
organisationen noch nicht erfaßt sind oder deren schwere Arbeit ihnen hierzu 
und zum hinreichenden Studium von Zeitungen und Zeitschriften keine Zeit 
läßt. Der Kaufmann auf dem Wochenmarkt hat daher die besondere Aufgabe, 
durch fachmännische Beratung, durch Zurverfügungstellung von Rezept- 
diensten und anderen Hilfsmitteln der Hausfrau die Wege zu zeigen. 
Nicht unterschätzt werden darf die Gaststätte. Es handelt sich wohl 
darum, sich ganz auf die Forderungen der Volkswirtschaft einzustellen, soweit 
das im Rahmen ihrer Aufgaben möglich ist, um durch großen Massenverbrauch 
tatkräftig mitzuhelfen. Darüber hinaus aber gilt es, durch das Beispiel den 
Hausfrauen zu zeigen, wie es möglich ist, den Forderungen der Verbrauchs- 
lenkung zu folgen und dadurch ein schmackhaftes und nahrhaftes Mahl zu be- 
reiten. Die Gaststätten können die hervorragenden Propagandisten der Ver- 
brauchslenkung werden.“ 
  
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Die Erzeugnisgruppe 
Marmelade Muß in der kommenden Verbrauchslenkung eine ganz beson- 
dere Rolle spielen. 
In Deutschland hat man lange Zeit von der Marmelade keine gute Meinung 
gehabt. Uns geht heute noch der Kohlrübenwinter von 1916/17 nach. 
Damals wurden 7 Mill. (heute etwas über 2,5 Mill.) Zentner Marmelade her- 
gestellt, obgleich (im Gegensatz zu jetzt) der Obstrohstoff auch nicht annähernd 
vorhanden war, so daß man auf Kosten der Qualität mit allem möglichen 
anderen, hauptsächlich mit Kohl- und Steckrüben, strecken mußte. 
Die Marmeladeindustrie hat im Laufe der letzten Jahre bewiesen, daß es 
ein Vorurteil ist, wenn man heute noch die Maßstäbe von damals anlegen 
wollte, und die Verbraucher haben sich trotz oder vielmehr wegen der Ver- 
billigungsaktion daran gewöhnt, daß sie heute nur noch vorzügliche, über- 
prüfte Ware vorgesetzt bekommen. Darum konnte seit 1932 (dem Tiefstand 
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