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selben, und trotz des Unsinnes musste auch dieser herhal-
ten, um die Luftschifffahrt in die Vorzeit datiren zu können.
Die berühmteste aller Traditionen, die, wenn wir die mv-
thischen ausschliessen, nun wieder aufgefrischt wurden, und
die mehr als zweitausend Jahre die Köpfe angestrengt hat, ist
die fliegende hölzerne Taube des Archytas, eine höhere
Potenz der Vaucanson’schen Ente.
Es würde unnütz sein, Muthmassungen über die elwaige
Construction des kleinen Automaten aufstellen zu wollen, und
noch weniger angemessen , die zahllosen Hypothesen anzu-
führen , welche alle erfunden sind, um das mechanische Kunst-
werk zu erklären. Manche meinten, ein verborgenes Räder-
werk, andere, eingeschlossener Athem, noch andere ein feu-
riger Hauch sei die Ursache der Bewegung gewesen. Sca-
liger vermuthet, die Taube habe aus Goldsehlägerhäutchen
bestanden.
Vielleicht ist das Ganze eine Verwechselung, durch Tra-
dition bereits im Alterthume entstanden. Der kriegerische
Philosoph und politische Geometer, zugleich ein grosser
Freund der Jugend, bemühte sich, Spielwerke zur Erheite-
rung derselben zu erfinden; ihm verdanken wir die Kinder-
klapper und den Papierdrachen. Wie leicht, dass der letztere
Anlass gegeben zur Sage von der fliegenden Taube. Nicht von
Montgolfier, wohl aber von einem anderen Gelehrten, dem Ar-
chytas in mehr als Einem Stücke vergleichbar, ward der Dra-
chen nach 2000 Jahren sinnreich benutzt. Benjamin Frank-
lin wendete ihn an, um den elektrischen Zustand der At-
mosphäre in grossen Höhen zu prüfen, wodurch er auf die
Erfindung des Blitzableiters gelenkt wurde 22);
Vorschläge, wie die des Franeiscus Lana ?1), der das
Luftschiff mit luftleeren kupfernen Kugeln heben wollte, oder
des Pater Galien; der Luft aus der Region des Hagels her-
abholte, um mit dieser wieder indie Höhe zu steigen,