Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

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Militäriſche Verwendung, 91 
  
  
eine Weile im alten Tempo und in der alten Richtung auf den 
Chauſſeen daherfahren, um bald das Unnüte des Unternehmens 
einzuſehen und beutelos heimzukehren. Wenn im Frieden das Auto 
häufig Sieger bleibt, ſo liegt das daran, daß die Veranſtaltung auf 
einen beſtimmten Tag feſtgeſeßt wird und vor ſich geht, auh wenn 
man dann wolkenloſen Himmel und nur geringe Luftbewegung hat. 
gm Kriegsfalle wird der Ballon, ſofern er nur die Aufgabe hat, 
aus der Feſtung zu entkommen und weit zu fliegen, ſich natürlich 
Tage mit beſſeren Bedingungen ausſuchen, am allerwahrſchein- 
lichſten aber — überhaupt nicht bei Tage aufſteigen. Nachtfahrten 
waren 1870 noch ein höchſt riskantes Unternehmen. Heute, wo 
man mit ſeiner elektriſchen Diebslaterne im Korbe alles nötige 
von den Apparaten und der Karte ableſen und bei Sternſicht ſich 
aſtronomiſch orientieren kann, ift das das natürliche. Eine nächt- 
liche Berfolgung aber iſ überhaupt ausgeſchloſſen, niht nur für 
Automobile, ſondern auch für Ienkbare Luftfahrzeuge und für 
Artillerieſchüſſe. 
Wie man ſieht, iſt die Rolle des Freiballons in militäriſchem 
Sinne durchaus nicht ausgeſpielt. Eine große Beteiligung des 
deutſchen Bolkes am Ballonſport liegt durchaus im Snterefje des ' 
Heeres, nicht nur deshalb, weil dann eine ganze Anzahl von Führern, 
ſondern auch von Freiballonen zur Verfügung ſteht. Fm Kriegs- 
fall werden die Beſtände der Bereine ſofort von der Heeresverwaltung 
requiriert. Eine Gegenleiſtung wird im Frieden inſofern geboten, 
als die Freiballone auf deutſchen Bahnen nach Militärtarif be- 
fördert werden, viel billiger wie Privatgut. 
Aatürlih muß die Armee ſelbſt die unter allen Umſtänden 
nötige Zahl von Führern aus ihren eigenen Reihen heranbilden. 
Das gejchieht duch Rommandierungvon Offizieren 
gu Luftſchiffer-Truppenteilen, wo ſie einen Kurſus 
von mehrmonatlicher oder Jahresdauer durhmachen und dann 
für den Mobilmachungsfall einem Seldluftihiffer- oder Feftungs- 
luftſchiffertrupp zugeteilt werden. Dieſe „Feldherren“ und „Feſtungs- 
bullen“ müſſen in der Zeit ihres Kommandos tüchtig lernen; außer 
der überall üblichen Taktik der eigenen und der verbundenen Waffen 
haben fie fich allerlei Spezialtenntniffe anzueignen. Sie hören 
Meteorologie und aſtronomiſche Ortsbeſtimmung auf der Uni- 
verſität, Gaslehre auf der militärtechniſchen Akademie, lernen 
  
  
  
  
 
	        
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