Jm Freiballon.
Manch einer, der beſonders tüchtig iſ, wird von der neuen
Truppe ganz übernommen und kommt zu ihren Stamm-
offizieren. Eigenen Erſaß durch Fahnenjunker haben die
Bataillone zurzeit no< niht. Wer nun zu einem Berliner
Luftſchifferbataillon verſeßt wird, führt auf dem Tſ\chako den Garde-
ſtern. Aber einen von ganz beſonderer Art. Als die Lufticiffer
eine ſelbſtändige Truppe geworden waren und einheitliche Montur
erhielten, ſollte der Tſchako auf Allerhöchſten Befehl „nach dem
Muſter des Tſchakos der Gardeſhütßen“ angefertigt werden. Auf
deren Gardeſtern befindet fih nun die Zahreszahl 1860, weil fie
in dieſem Jahre, nachdem der alte Erjaß aus dem an die Schweiz
abgetretenen Neuchatel aufgehört hatte, neuformiert worden ſind.
Und ſiehe da: auch die preußiſchen Luftſchiffer, die erſt 1887 als
Sruppenteil geboren find, tragen nun die „1860“ an der Stirn!
Warum, das wiſſen die wenigſten von ihnen. Der Kriegsminiſter
hatte einfach den Raifer nicht darauf aufmerkſam gemacht, daß
eine kleine Änderung notwendig ſei. Gardeſhüßen, punktum,
der Soldat fragt nicht.
Zum Glü> iſt der Betrieb bei unſeren Luftſchiffern ſelbſt
frei von allem Buchſtabenglauben. Ein gewaltiges Streben nach
Bervollkommnung der Waffe lebt in ihnen allen, und auch der
Freiballon verdankt dem Militär ſeine Ausgeſtaltung zu dem jeßigen
ſpielend zu führenden Fahrzeug. Das iſt allen Armeen und allen
Anhängern des Luftjports in der ganzen Welt zu gute gekommen.
Die freifhwebende große Gaskugel wird noch manches Mal ihre
ehrende Erwähnung in der Rriegsgejchichte erhalten. Aber hoffent-
lich brauchen wir fie nie — als Belagerte.