Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
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Im Fejjelballon. 
  
  
Reinidendorf, und auch der hat nur eine unfcheinbare Aufgabe: 
Richtung und Stärke des Windes anzuzeigen. Hinten hat er, wie 
der Papierdrache unſerer Kinder, einen langen Schwanz, in den 
drei bis fechs Luftfäde, ſogenannte Windtuten, eingeknüpft find, 
die fich aufblähen und, je nach der Stärke des Windes, ſtra>s ab- 
ſtehen oder fchlaff herniederhängen. Ebenſo ein Heiner Kerl ſteigt 
im Raifermanöver auf, wenn „Das Ganze Halt“ geblajen wird, 
um barthörigen Leuten den Schluß ad oculos zu demonſtrieren. 
Pah, ein Signalballon! 
Und doch ift der verachtete Feſſelballon eines der wichtigſten 
Inſtrumente, das wir beſitzen; das Auge des Feldherrn, außerordent- 
lich nüblich in der Feldſchlacht, völlig unentbehrlih im Feſtungs- 
krieg. Solange man no< Kugelballone zu dieſem Dienſte 
benugkte, waren die Ergebniſſe wenig ermutigend, da der Wind ſie 
mitunter bis zur Erde hinabdrüdte und außerdem binnen verhältnis- 
mäßig kurzer Zeit viel Gas hinauspreßte. Zebt haben fait alle 
Nationen der Welt unſeren Drachen-Feſſelballon, die 
Schöpfung Parſevals und Sigsfelds, übernommen. Solche Ballone, 
von der Firma Riedinger in Augsburg oder Metzeler in München 
hergeſtellt, die ſih gegen den Wind aufrichten, haben auch im Rif- 
krieg und ſonſtwo ihre Dienſte getan, — ſofern ſich Leute fanden, 
die ſie zu benugen verſtanden, als Kriegsinſtrument, nicht als Ver- 
gnügungslotal bei ſ{hönem Wetter, nicht als Luftkurort oder Früh- 
jtüdsjtube. 
Za, bei jhönem Wetter ift es ein Naturgenuß, den man ſich 
in dem Rorbe des Fefjelballons leiſtet, wie man ihn ſonſt ſelten 
hat. Er iſt um ſo intenſiver, als man ihn ganz austoften darf, nicht 
wieder vom ins Auge gefaßten Bilde weggleiten muß, wie im Frei- 
ballon, der manchmal allzu ſchnell das irdiſche Wandelbild unter 
uns abrollen läßt. Hat man gar einen ſo geſegneten Fle> Erde, wie 
es die lothringiſhen Fluren ſind, unter ſich, ſo wird einem das 
Herz ganz weit und froh. Die Berge auf dem linken Woſelufer, 
ſüdlich von Mes, ziehen fich weit hin, mein Pferd fchreitet Fröhlich 
in den jungen Morgen hinein. Nebenher traben ſtumm, aber an- 
geſichts des zweierlei Tuchs mit glänzenden Augen, ein paar Büblein, 
richtige braune Franzoſenjungen. Drüben auf der andern Seite 
im Moſeltal leuchtet der Rieſenbau der Luftſchiffhalle, ſtolz weiſe 
ich darauf hin und frage, natürlich deutfch, den Knirps neben mir, 
     
  
 
	        
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