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Fm Feifelballon.
die Schrapnelktugeln und -Sprengftüde des dritten hatten geſeſſen,
die übrigen gaben nur den Reit. Damals freute ich mich auch über
die glänzende Leiſtung. Ein öſterreichiſcher Feldmarfchalleutnant
aber, der dazu eingeladen war, ſchien unſere Meinung nicht un-
bedingt zu teilen. Als der Feſſelballon wie ein zerfeßtes Zeitungs-
blatt zufammenfant, drängte fich alles um den Öſterreicher, um
deſſen Urteil zu vernehmen. Er ſagte aber nur: „Schaun’s, dv
fimmt er halt herunter !“
Fm Ernſtfall wird „er“ nicht ſo ſchnell herunterkommen. Die
Artillerie ift ſein geringſter Feind. Es ſei denn, daß unſer Rumpel-
\tilzchen auf einmal zum raſenden Amokläufer wird und ſich nach
dem Friderizianifchen: „Zmmer dem Feinde in die Hoſen ge-
jeffen!“ fkavalleriemäßig in die vorderſte Linie ſtürzt. Dazu ift
er nicht da. Dazu wird auch ohne dringende Not kein vernünftiger
Truppenführer ihn veranlaſſen.
Nächtliche Außer der Artillerie, die er
Aufklärung nicht viel zu fürchten hat, die
ihm aber doch hin und wieder
einen ehrlichen Soldatentod be-
reiten kann, rüſten ſich jeßt neue
Gegner, um den indisfreten Feſſelballon herunterzuholen. Da wir
den Ernſtfall noch nicht gehabt haben, können wir es nicht beſtimmt
behaupten, aber es uns wenigſtens denken, daß das Flugzeug
ihn ſtoßen wird, wie ein Falke die Taube. Oder auch ein anderes
Bild, das den Größenverhältniſſen beſſer entſpricht, kommt uns in
den Sinn: die Raupe am Boden im Garten mag ſich noch ſo heftig
aufbäumen und wieder niederwälzen, ſie erliegt dem Angriff der
Ameiſen doch. Sicher vor dieſen neuen Gegnern ift unſer alter
Freund vorläufig nur n a < ts. Und gerade nachts leiſtet er be-
wundernswerte Arbeit, wie ſie kein anderes Luftfahrzeug fertig
bringen kann, fein Luftſchiff und kein Flugzeug, und zwar im mo-
dernen Feſtungskriege.
Gegen früher haben die Feſtungen in der Wert-
Wagung mant er Fachleute viel verloren,
haben in ihren Augen nur noch Swed als Hindernis, das den Feind