Jn Nordafrika und Oſtaſien. 115
immer zutreffendes Bild. Der Urheber aber, der Feifelballon,
flebt außer Sicht am Himmel, iſt unkenntlich für Freund und Feind
eingetaucht in nächtliches Dunkel. Wenige Minuten fpäter ant-
wortet die Feſtung. Ihre {weren Geſchoſſe ſauſen durch die
Nacht und finden ihren Weg, fchlagen urplöglich dort ein, wo der
Feind in doppelter De>ung, dur<h Geländeerhebung und Dunkel,
ſich völlig geſichert wähnte. Noch lebt der Verteidiger! Und ſein
Auge hoch oben am Firmament ſchaut hindur< durch \{<wärzeſte
Finſternis bis in die geheimſten Geländefalten.
In Nordafrika Jn dem Augenbli>, in dem
° es klar war, daß Frankreich
und Oſtaſien. Marokko zu nehmen gedenke,
hatten die Spanier ihren
Rifkrieg, denn Kriege find
heute billig zu haben. Es gehört bloß der Entſchluß dazu, Blut
einzujegen für die Größe des Neiches. Blut ift „ein ganz befond’rer
Saft“, der die Eigenbeit hat, wenn er freiwillig verjprigt wird,
der Nation Zinſen zu bringen. Das „Leine“ Spanien, das man
in Mitteleuropa als abhängigen Penſionär Englands anzuſehen
gewohnt iſt, ſo wie Montenegro von Rußlands Zubuße lebt, das-
jelbe Spanien, das lange Menſchenalter hindurch aus dem Bereiche
ſeiner Preſidios an der nordafrikaniſchen Küſte nicht herausge-
fommen war und deren nächſte Umgebung peinlich gemieden hatte,
fand plößli den notwendigen „casus belli“ und fchlug gegen
die Rifkabylen los. Am Mar chica ſüdlih von Melilla, dem großen
Vinnenmeer, hatte man lange genug das franzöſiſche Stelldichein
mit dem marokkaniſchen Thronprätendenten Buhamara und feinen
Nachfolgern beobachtet. Man wußte, daß, wenn man nicht zugriffe,
die Franzoſen alles nehmen würden, — alſo griff man zu. „Sei
im Befiße und du bift im Recht!“ Fn blutigen und verluſtreichen
Kämpfen gegen die Rifkabylen \<uf Spanien ſich ſeine
neue Einflußſphäre, die es dann auch trot aller hab-
ſüchtigen, auf das Ganze gehenden Regungen Frankreichs diplo-
matijhb wie militärifhb behauptete Dabei war
der Entſchluß zum Kriege nicht leicht geweſen. Es handelte ſich
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