Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

    
    
  
  
142 Im Luftſchiff. 
  
  
ballaft, noch mit vielen Sandſäcken beſchwert, die etwa dem Ge- 
wicht der Beſaßzung entſprechen, die einſteigen foll. Sie halten einſt- 
weilen das Luftſchiff feſt. Die Gondel ſteht in der Mitte tief in 
einem Längsgçraben, der ausgeſchachtet iſ, um mehr Spielraum 
zwiſchen dem Hallendac<h und dem Oberteil der Ballonhülle zu 
bieten. Der Fahringenieur, der das Höhenſteuer bedient, 
der Seitenſteuermann, der von ſeiner früheren Marine- 
laufbahn her weiß, was Abtrift ift, und daher troß feitlicher Wind- 
verjegung fchnurgerade Rurs zu halten verftebt, ein Erfabmann 
für beide, ferner zwei Monteure zur Motorenbedienung, der 
Generalfjtabs- und der Funkenoffizier treten durch 
die Seitentür hinunter in die Gondel. Der Führer bleibt nuch 
draußen, überfieht fein Schiff mit fchnellem Blik und befiehlt dem 
Offizier vom Dienſt, es herausbringen zu laſſen: Richtung Kirchturm 
des Dorfes, 300 Meter vor der Halle. An den Leinen und an der 
Gondel ſtehen lautlos 60 Mann. Scharf und klar ertönt das Kom- 
mando: „AOE! Luftfhiff aus der Halle — 
Marjich!“ Die Bug- und Hedmannfchaften halten ihre Leinen 
leicht in Bug, die Gondelmannfchaft bleibt mit ihrer nabezu ſich 
ſelber tragenden Laſt dicht über dem Boden, alles marſchiert ohne 
Tritt hinaus. Kaum ſ\te>t das langſam vorwärts gleitende Luft- 
{iff ſeine Naſe aus dem Hafen, wie ein Dampfer aus dem Bereich 
der ſhübßenden Molen, fo faßt es der Wind von Backbord. „B a >- 
bordleinen feft in Zug!“ Der Befehl ijt nicht umfpnit. 
Schon drückt der Wind ſtärker auf den ſich vorſchiebenden Rieſen- 
leib des Prachentieres, das am liebſten nachgeben möchte. 
„Srewerbrrdteufe auf Bab ord!“ Sebt laufen 
dieſe mit ihren Leinen unter dem Luftſchiff durch und verſtärken 
den Widerſtand auf der gefährdeten Seite. Schon ift man draußen. 
Auf ein erneutes Kommando laſſen die He>mannſchaften dieLeinen 
außer Bug, damit das Schiff mit dem Winde einſchwingen kann, 
und ſo ſtellt es fich denn felber mit der Spite gegen den frischen 
Zuftzug ein. „Luftfhiff halbredts marfd, Rid- 
tung Kirchturm! Haaalt!“ Nun ift der Augenblid ge- 
kommen, wo auch der Führer einſteigt, die Motoren angeworfen 
werden und das lebte Abwiegen erfolgt. Auf Befehl des Führers 
drückt der Seitenſteuermann auf einen Hebel und 50 Kilo Waſſer- 
ballaſt ſtürzen zur Erde, als wenn ein Hausknecht in Rieſenheim 
    
    
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
    
     
  
   
   
       
  
 
	        
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