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Im Luftſchiff.
Acetylenlaterne warf ihn voraus, ein einſamer Radfahrer glitt
durch das bodenloſe Pechſchwarz unter uns einher. Da, — plöß-
lich macht er Halt, nimmt die Laterne ab und ſendet, indem er ſie
taktmäßig verde>t und freigibt, kurze Blinkzeichen zu uns empor.
„Wahrhaftig, der Kerl kann morſen!“ „Sicherlich ein Poſtonkel,
der auf dem DVerbandsabend war!“ „Wat wull hei eigentlich?“
Unſer Funkenoffizier ſieht über die Reeling. »yW —e —t
d —o —r —t?“ buchitabiert er mit. Schnell halten wir einen
Lichtftab über Bord und morfen zurüd: „.-. +..7“, eine Reihe
urzer und langer Lichtblige, und die bedeuten: „PB. 3“. Noch ſind
wir ja nicht in Feindesland, fondern über Landestindern, und außer-
dem iſt's nicht wirklicher Krieg, alſo darf man einander wohl guten
Tag wünſchen. Der Radfahrer iſt wieder voraus geſauſt. Aun
hält er und bligt zu uns herauf: „Viel Glü>!“ Unſer „Danke !“
erreicht ihn wohl noch, dann bleibt er zurü> und entſchwindet.
Großartige Leiſtung. Entweder hat er ein Motorrad oder er hat
“ſich in dieſer Aacht die Lungenentzündung angeſtrampelt. Aber
von dieſer Begegnung wird er noch ſeinen Kindeskindern erzählen.
Für ihn iſt ſie eines der „Ereigniſſe“ ſeines Lebens geworden, die
man nicht vergißt.
Der übliche „fahle Schein im Oſten“ kämpft jeßt bereits mit den
elektriſchen Laternen an Bord um den Vorrang und leuchtet in
graue Geſichter hinein. Aun kommt der ernſte Dienſt. Man
kann ſich genau orientieren. Zwar liegt wie ein Tiſchtuch fla < er
falter Nebel auf der Erde, aber die -Opiken: Der
Kirhtürme und Mühlen.ragen daraus empor,
wie die Fiſcherſtangen aus dem Weiher, auch einzelne Hügel ſind
frei. Weit vor uns entdeden wir auch das Elbtal. Nicht etwa, daß
man den Strom ſelber ſähe, aber ein beſonders breites und dichtes
Nebelband erfüllt das Tal mit allen feinen Windungen, die genau
dem Bilde der Rarte entiprehben. Auf dem Boden der
Gondel ktauert unſer guntewoffigier, De
Hörerktappe über dem Kopf, die ſoweit jchalldicht ift,
daß ſie ihn das ſtörende Geräuſch der Motoren und Propeller nicht
empfinden läßt. Angeſtrengt horcht er in den Luftraum hinaus.
Gerade hat er dem Oberkommando drahtlos gemeldet, wo ſich das
Luftſchiff befinde und genau zu welcher Zeit. Fett kommt
die Antwortdurd die Luft: die Meldung wird