Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
  
  
4 Jm Freiballon. 
  
  
Sehnſüchtig fort und beglüdter ſtets heim. Fa, mit dieſen 
Worten hat die Mutter es getroffen, und der Sonnenſchein, den 
der Sohn aus den ewigen Höhen mitbrachte, wird ihr noch lange 
leudten.... 
Aber die Sragit im Ballonfport darf nicht alltäglich werden, 
ſonſt wird er zum unvornehmen Gladiatorentum. Die Zeit, wo 
man mit {weren Landungen und intereſſanten Knochenbrüchen 
renommierte, liegt weit hinter uns. Durch die von Major Groß 
eingeführten Verbeſſerungen an Stelle des früheren „Ankers“, 
durch Schlepptau und Reißbahn, iſt der Freiballon zu einem der 
ungefährlihſten Sportwerkzeuge geworden, die wir überhaupt 
fennen. Es kommt nur darauf an, daß das „Slüd ab!“, der Geleit- 
ſegen der Umſtehenden, denen der Ballon entſchwindet, auh zum 
feſten Willen des Führers wird: er it verantwort- 
lich dafür, daß die Mitfahrer nicht nur „auf alle Fälle wieder runter“ 
kommen, fondern glatt und heil und fröhlich landen, und das muß 
feine Hauptforge fein. Mit dem jegigen Ballonmaterial it das für 
einen beſonnenen Führer unter nicht außergewöhnlichen Umſtänden 
keine Schwierigkeit. Vom Gelände der Luftſchifferbataillone in 
Berlin-Reinidendorf aus werden alljährlih rund 130 dienſtliche 
Freiballonfahrten unternommen, bei Tage und bei Nacht, im 
Sommer und im Winter, bei gutem und bei ſchlechtem Wetter, 
ja gelegentlich auch ſchon geradeswegs in eine Gewitterwolke hinein; 
ebenſo werden regelmäßig von München, Königsberg, Köln, Meß 
und von einigen ftleineren Feſtungen aus militäriſche Freiballon- 
aufſtiege veranſtaltet. Trobdem hat no < niemals eine ſolche 
Fahrt mit einem Todesunglü> geendet. Der Offizier, dem über- 
dies auf Fahrten in Uniform das Überfliegen der Reichsgrenze 
unterſagt iſt, kennt im Dienſt keinen Rekordwahnſinn, will nicht als 
Kilometerfreſſer „das leßte Sandkorn ausfahren“, ſondern denft 
ſtets an ſein Portepee und an ſeine Verantwortlichkeit. Nm wieviel 
mehr ſollten die reinen Bergnügungsfahrten, die der Zivilluft- 
ichiffer unternimmt, ungetrübten Genuß gewähren! Aber die 
Leichtfertigtkeit mancher Leute macht daraus einen Zaumelgang 
zum Hades, weil ſie wiſſen, daß nah dem üblen Grundſatz des 
„de mortuis nil nisi bene“ ein fchlimmer Ausgang ihnen den Helden- 
forbeer einbringt, ſtatt daß in objektivem Verfahren feſtgeſtellt 
würde, daß der mit feinen Mitfahrern verunglüdte Führer Der
	        
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