Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
Die „Syſteme“ und ihre Verwendung. 185 
  
  
der Deds oder Dächer Erepiert, abzuwerfen. Frgend welche Bau- 
werke, die einem ſolchen Gruß aus den Lüften zu widerſtehen ver- 
möchten, fann ich mir eigentlich nicht vorſtellen. 
Es iſt begreiflich, daß es viele Leute gibt, die ein fehr freund- 
liches und lebhaftes Fntereſſe an dem SBeppelin-Bau nehmen. 
Vor längerer Zeit wünſchte ein bekannter engliſcher Ab- 
geordneter duch meine Bermittlung die Friedrichshafener 
Werft beſichtigen zu dürfen. Um nicht unhöflich zu ſein, teilte ih 
das dem Grafen brieflich mit, erhielt aber natürlich nur die ablehnende 
Antwort, die ich zur Weitergabe an das Unterhausmitglied erbeten 
hatte. In feinem bürgerlihen Berufe, den der Engländer zu ver- 
jhweigen befcheiden genug war, ift er Lieferant — von Luftſchiff- 
teilen für die engliſche Regierung. Man iſt drüben auf verſchiedenen 
Gebieten der Metallbearbeitung eben noch nicht fo weit wie wir. 
Shre Aluminium-Brofile beziehen die Engländer von einer deutſchen 
Fabrik, die den hochgefpannten Anſprüchen der Friedrichshafener 
Werft nicht genügt. Franzoſen ſind vom Grafen Zeppelin wieder- 
holt empfangen worden, aber ein „enthülltes“ Schiff haben fie 
nicht zu ſehen bekommen. Ein Millionenangebot einer engliſchen 
Geſellſchaft für die Einrichtung einer regelmäßigen Z.- 
Linie Hamburg-London ift abgelehnt worden. 
Die Forderung des preußifhen Rriegsminifteriums, daß kein 
Paſſagier eines 8.-Schiffes aus der Kabine 
heraus in eine der Gondeln kommen darf, daß ferner feine 
Sühbrerafpiranten ohne Genehmigung der 
Militärbehörde zur Ausbildung angenommen werden 
(damit fällt eine ftattlihe Nebeneinnahme weg), wird von der 
„Delag“, der Deutſchen Luftſchiffahrts-Aktiengeſellſchaft, erfüllt. 
Auch auf den früher geplanten Verkauf von Z.-Schiffen wenigſtens 
an befreundete Mächte, beifpielsweife Ofterreich-Angarn, hat man 
in Friedrichshafen verzichtet. Eine induſtrielle Entwi>lung der 
Werft iſt alſo auf allen Seiten behindert, nur einige Nebenbetriebe, 
ſo vor allem der Motorenbau in Friedrichshafen und die Ballon- 
hüllenanfertigung in Tempelhof bei Berlin, “können vielleicht ſehr 
bald aus fich heraus zu einem guten Gefchäft werden. 
Unter dieſen Umſtänden möchte man in Friedrichshafen 
wenigſtens genau wiſſen, ob der Staat irgendwie die regelmäßige 
Beſchäftigung der jeßt rund 400 Angeſtellten garantieren kann, 
  
 
	        
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