210 Fm Flugzeug.
zwingen ihn! Das kann nur ein Menſch mit federnden
Sehnen und unverbrauchten Sinnen. Nicht umſonſt wird nur
die körperliche Elite junger Offiziere zum Fliegerdienſt aus-
erwählt, Leute mit Nerven von Stahl und den wachen Fnſtinkten
eines Spürhundes. Während man mit den Beinen die Pedale
des Seitenſteuers bedient, mit den Händen die Verwindung und
— durch Anziehen oder Wegdrücken der Steuerradwelle — das
Höhenſteuer, muß man gleichzeitig vom ‚Wirbel bis zur Zehe ein
lebendiges Variometer und eine Waſſerwage ſein und jede Der-
änderung in der Vertikalen und der Horizontalen regiſtrieren und
ſofort in Taten umſegzen, aber auch den Motor mit allem, was
drum und dran ift, ſtändig unter Aufficht halten und nötigenfalls
ſofort mit ein paar Handgriffen Störungen abſtellen, außerdem
in jedem Augenbli> auf die Notwendigkeit einer Landung im
Gleitfluge gefaßt ſein, und daher auch das Gelände unter einem
und vor einem finematographifh im Hirn auffangen und auf
Landungsmöglichkeit beurteilen.
Ein rechter Flieger fieht fich die Generalftabstarte {hon vor
dem Fluge an, und ein tüchtiger Fluggaſt als Beobachtungsoffizier
tut dasſelbe, um den Führer bei der Wahl der Reiſeroute
durch Zeichen mit der Hand („Mehr links !“ „Wehr rechts !“) unter-
ſtüben zu können. Es kommt darauf an, dag man nach Möglichkeit
das Überfliegen von unlandlidben Ötreden ver-
meidet, alſo niht auf die Mitte, ſondern auf die Kante großer
Forſten und Gewäſſer hinſteuert. Wenn man dieſes „Anſchneiden“
jhon von weiten anlegt, wird man troßdem nicht allzuviel Nm-
wege machen.
Bei meinem erſten Fluge hatte ich von allen dieſen Dingen
nur theoretiſh eine Ahnung. Fn abſolut unbedenklichen Lagen
glaubte ih an ſ{<wierige Manöver. Umgekehrt wandte ich mich
lachend zum Führer um, während er gerade mit allen Fibern,
allen Musteln, allen Sinnen arbeitete und vielleicht ftogweife
dachte: „Aun bin ich aber verdammt im Schwindel!“ Wenn man
erſt ein wenig mehr in die Natur des Kampfes mit den Elementen
eingeführt iſt, dann begreift man auch die Größe der Leiſtung.
Nicht deshalb etwa erhalten unſere Flieger monatlich eine erhebliche
Zulage, weil ſie mit dem Lode würfeln, ſondern weil eben ihre
perſönliche Leiſtung bei weitem alles überſteigt, was