Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

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Prinz Heinrich über ſeine Flieger-Lehrzeit. 214 
  
  
ſchienener deutſcher Flieger weniger leiſtete als ſeine ausländiſchen 
Kollegen. 
Das Bedauern über Eulers geringere Erfolge haben damals 
wohl viele geteilt, nur verjtand fich fait niemand dazu, dieſem 
„einzigen“ deutſchen Flieger, außer herben Kritiken, auch mit Rat 
und Tat zur Seite zu ftehen. Dem ungeachtet gelang es dieſem 
gielbewußten Manne, in ftiller Zurüdgezogenheit auf dem „Stries- 
heime r“ bei Darmſtadt, ohne Reklame, aber moraliſch in dankens- 
werteſter Weiſe vom kommandierenden General, Exzellenz v. Eich- 
horn, unterſtüßt, ſeinen dem „Boiſintyp“ verwandten Flugapparat 
jtetig zu entwideln, 
Die bemerkenswerten Fortſchritte Frankreihs auf flug- 
techniſchem Gebiet, ein lebhaftes Jntereſſe für dieſe Materie, die 
Empfindung fchließlih, dag Deutſchland nicht länger hinter 
ſeinem weſtlichen Nachbar zurü>ſtehen dürfe, liegen in mir den 
Gedanken reifen, mich durch perfönliche Erfahrungen dieſem neuen 
Gebiete menſchlicher Erfindung zu nähern. So tam es, Daß ich 
eines jhönen Tages im November 1910, nachdem ich Eulers Flügen 
und Gleitlandungen mit ebenſo viel Bewunderung als Andacht 
zugeſehen, auch ſeine Apparate im Detail beſichtigt hatte, an dieſen, 
etwas ſchüchtern zwar, die Frage richtete, ob er mir wohl das 
Fliegen beibringen wollte? Euler ſah mir eine kurze Zeit gerade 
in die Augen, erklärte dann kurz und bündig: „Za! Aber nur 
unter der Bedingung, daß Sie lediglich das tun, was ich Fhnen ſage.“ 
Nachdem ich dieſes Verfprechen bedingungslos gegeben hatte, 
erfolgte eine Woche hindurch theoretiſcher Unterricht mit an dieſen 
anſchließenden praktiſchen Exerzitien an dem ſtehenden Flugapparat 
zur Erlernung der Handgriffe, mit dem Erfolg, daß meine Nacht- 
tube allmählich erheblich dadurch geſtört zu werden begann, daß 
ich im Geiſte anfing zu „fliegen“, d. h. das im theoretiſchen Unter- 
richt Erlernte fortwährend zu überdenken. Mein Lehrer äußerte 
ſich über dieſe Erſcheinung recht befriedigt, denn er meinte, er- 
fahrungsgemäß hätten ſeine bisherigen Schüler ähnliche Anzeichen 
von Anlage und Paſſion gezeigt, es ſei dies eben eine unvermeidliche 
Vorbedingung zum Erlernen der Fliegerkunfſt. 
Der Unterricht umfaßte, außer der Aufzählung aller vor- 
kommenden ſowie möglichen Gefahren, auch einige Rundgänge 
um den „Griesheimer“ zum Erlernen der „Platkunde“, wobei 
  
  
 
	        
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