Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
Hinüber na< Dänemark. 23 
  
  
Medlenburgs zu uns hinaufjahen. Und während wir folchergeitalt eifrig 
debattierten, neigte ſich der Ballaſt ſeinem Ende zu, die Oeltichlöffer 
waren überflogen und wir landeten — bei der Abdederei Gnoien, 
Doch nun wieder zu unferer Überfeefahrt. Wir haben fehönen 
31-Stundenfilometer-Wind, Rechts vor uns fchimmert im Morgen- 
nebel die Rojtoder Warne mit. dem Breitling, links vor uns das 
Med>lenburgiſche Salzhaff, weiter voraus aber türmt ſich am 
Horizont; ho< herauf, wie eine Nieſenwänd, 
etwas Dunkles empor: die See! 
Wir überfliegen Kröpelin um 9 Uhr 52 Minuten. Gerade 
läuft der Perſonenzug Roſto>-Wismar ein. © Zunge, Zunge, du 
haſt ja eine Minute Verſpätung! Nun noch einmal unfere bisherige 
Fahrtrichtung anviſiert: es geht {hlank und ſtetig nah Nord-Nord- 
Weſt. Dabei ſteigen wir, von der Sonne, die unſer Gas ausdehnt, 
emporgeſogen, immer höher. Nm 7 Uhr 7 Minuten find wir 1280 
Meter über Bad Brunshbaupten. „Sollen wir runter, 
gnädige Frau?“ Aber das innerliche Schluden von vorhin ift über- 
wunden. „Nein!“ erhalte ich mit leuchtenden Augen zur Antwort, 
Mit magiſcher Gewalt ergreift der wundervolle Anbli> unſere 
Seele. Die See! Man möchte die Arme vor Wonne ausbreiten, 
wie der wadere Kenophon, als das „Shalatta, Thalatta!“ erſcholl. 
Ein märchenhaft leuchtendes Smaragdgrün zieht fich in breitem 
Streifen meilenweit die Küſte entlang, geht dann in Dunkelblau 
und \<ließlih in Silbergrau über, man ſchaut bis auf den Grund 
‘hinab und ſucht nach der verſunkenen Stadt, dem alten Vineta. 
Salve Regina! Wie eine ſteile Wand ſteht das Meer bis an den 
Horizont. Die Schiffchen darauf ſind wie winzige Papierſchnitel. 
Zmmer höher {webt unſer Ballon im Äther, bis wir ihm bei 
2060 Metern durch einen Bentilzug bedeuten, daß er das Steigen 
jeßt gefälligſt zu unterlaſſen habe. Wir ſehen nur no< Meer und 
Himmel, die deutſche Küſte iſt im Dunſt verſhwunden, die däniſche 
noch nicht aufgetaucht. Aun wollen wir unſern Planeten nicht ganz 
unter uns verſinken laſſen. Mit dem Fernglaſe können wir gerade 
noch erkennen, daß die weißen Wellenkämme nach Nord-Nord-Weſt 
gehen, alſo immer noch der „richtige Wind“ weht. Auch ſehen wir 
einen Lübe>-Kopenhagener Dampfer herankommen und können 
aus der Richtung, in der wir feinen Kurs kreuzen, den unſrigen 
feſtſtellen. Es geht alles nah Wunſch. Die Sonne rötet uns in 
 
	        
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