Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
  
24 Jm Freiballon. 
  
  
unſerem Höhenluftkurort mit Gletſcherbrand. Wir ihweben gleich- 
mäßig dahin und hängen, für unfer Gefühl, regungslos im Melten- 
raum. Es iſt fo jhön, dag man in überquellender Freude jemand 
etwas recht Liebes antun möchte, Mit innigem Bedauern gedenken 
wir der armen Leute, die eben da unten auf dem Dampfer, viel- 
leiht fchwer ſeekrank, über das Meer fahren müſſen. Und wir 
lauſchen derweil den Harmonien des Weltalls. 
Faſt zwei Stunden vergehen uns ſo „wie im Fluge“, Und es 
ift eigentlich jammerfchade, daß wir nun um 9 Uhr ſchon Brandung 
unten vor uns ſehen. Wir gehen hinunter bis auf 300 Meter, aber ſiehe 
da, es ift nur eine meilenlange Untiefe, an der ſich die Wellen brechen, 
„de rode Sand“, und dahinter ift wieder blaues Meer. Alſo 
wieder hinauf. Und nun, wenige Minuten ſpäter, ſehen wir wirt- 
lich däniſchen Boden, die ganze zerriſſene Küſte von Laaland mit. 
dem Fle>en N y ſt e d rechts und Rö deb y links, mit dem großen 
Binnenſee und der langen Eiſenbahn nördli<h davon, 
chließzlih 30 Kilometer weiter das offene Waſſer des Großen 
Belt. Wir haben noh 16 Sa> Ballaſt von den 30, mit denen 
wir am Abend aufgeſtiegen ſind, wir könnten alſo noh ruhig über 
Seeland und das Kattegatt bis nach Norwegen fahren. Aber ſchöner 
kann es eigentlich niht mehr werden. Wir ſind tief befriedigt und 
wollen landen. Den Plag dazu haben wir aus der Vogelſchau 
ins Auge gefaßt. Ein paar Ventilzüge bringen uns hinunter, eine 
reichliche Abgabe von Ballaſt erhält uns dann in der Schwebe. 
Das Schlepptau wird losgeworfen und gibt durch ſein Hinterdrein- 
ſchleifen dem Ballon die richtige Front, Reißbahn hinten oben. Fn 
ein bis zwei Metern Höhe gleiten wir mit Autogeſchwindigkeit 
— denn der Bodenwind iſt ſteif — über der Erde unſerem Landungs- 
plaß zu. „Duden!“ Baus, wir haben einen Zaun tätlich beleidigt, 
aber er nicht uns, denn der elaſtiſche Korb {üßt ſicher. Schrumm, 
jeßt gehts in faufender Fahrt zwiſchen gekröpften Weiden hindurch. 
Jett! Der Ballon wird aufgeriſſen. Aus klaffender Rieſen- 
wunde entſtröômt in dem Bruchteil einer Sekunde das Gas — und 
da find wir gelandet. 9 Uhr 10 Minuten. Dicht vor einer Hede 
ſteht unſer Korb, dem wir nun entſteigen, drüben liegt als leerer 
Lappen die eben noch ſo pralle Hülle. 
Unſer Landungsplaß heißt Slöſſe-Moos und liegt in- 
mitten der Infel. Das erfahren wir alsbald von den herzuſtrömen-
	        
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