Bon Mitfahrern und Eingeborenen. 27
‚underjte neue Wunder, Und oben in dem Gottesäther lernt man
das, was unſerem Gefchlechte ſo ſehr fehlt: Andacht. Es iſt
vielleicht dasſelbe, was andere im Hochgebirge ſuchen. Die Welt
nennt ſie Bergfere; die Welt entrüſtet ſich über ihre halsbreche-
riſchen Gipfelwanderungen und geht ſelber an Herzverfettung im
Tale zugrunde, |
Von Mitfahrern Wenn der Ballonführeraſpi-
° rant außer den vorgeſchriebenen
und Eingeborenen. Fahrten die praktiſche und theo-
retiſche Prüfung hinter ſich hat,
von den Ärzten als körperlich
genügend leiſtungsfähig erklärt worden ift und daraufhin ſeinen
Ballonführerpaß unterſtempelt und unterſchrieben erhält, in dem
in 6 verſchiedenen Sprachen der Segen der Firil- und Militär-
behörden für ihn erbeten wird, dann ift ſein Herz gewiß von Stolz
geſchwellt. Dasſelbe gilt von dem zu einem- Luftſchifferbataillon
oder Feſtungsluftſchiffertrupp kommandierten Offizier, der im
Tagesbefehl ſeine Ernennung leſen kann. Nun ſteht dem neu-
gebadenen Führer der Himmel in allen Windrichtungen offen,
vorausgefekt, daß er Mitfahrer als „zahlende Gäſte“ findet, die
ſich von ihm in die Lüfte entführen laſſen wollen, und „hinc illae
lacrimae‘ ſagt ſchon der Lateiner, denn eine nette Geſellſchaft von
3 oder 4 Luſftbegeiſterten ſteht einem nicht immer zur Verfügung.
Zwei Kategorien von Menſchen können dem Ballonführer
das Leben zum Paradies oder zur Hölle machen: die Mitfahrer —
und die Leute am Landungsort, vulgo Eingeborenen.
Brave, liebe, anſpruchsloſe Sportkameraden, die alles mit-
machen und ein offenes Herz für alle Schönheit haben, auch im
rechten Augenbli> — zu ſchweigen verſtehen, ſind manchmal ſelten.
Ein häufiger Typus iſt der Schwätzer, der in die heiligſte
Stimmung mit dem lebten Börjenwiß bereinplagt. Unleidlich
kann auch der Rnipfer werden, der fortgejebt eine neue Ede
des engen Korbes als photographiſchen Standort braucht und
rüdſichtslos auf fremden Hühneraugen herumtritt. Fn Berlin
wuchert üppig die Spezies des Beſſerwiſſers, der dem