Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
   
  
Don Mitfahrern und Eingeborenen. 39 
  
  
Automobile, ſtünden himmelhohe Steinhäuſer. Er ſette ſich ſofort 
auf die Ofenbank und zog die Beine gekreuzt zu ſih hinauf, ſaß 
da wie eine rieſenhafte Buddhaſtatue und erteilte Audienzen. 
Aus dem Gaſthof unſerer nächſten Station wurde eilends das 
Fremdenbuch gebracht, und bedächtig malte der Herr Geſandte 
Seiner Herrlichkeit Muley Hafids in lapidaren Dru>buchſtaben 
ſeinen Namen hin: BAN ASSES. 
Man hat nicht immer ſo exotiſche Mitfahrer, aber häufig ſehr 
intereſſante. Automobil fährt jeder, der Geld hat. Den Freiballon 
aber erwählt doch nur, von einzelnen Ausnahmen abgefeben, eine 
gewiſſe Elite zum bevorzugten Sportwerkzeug. Daß ein Mann, 
wie Admiral Lans, der künftige Chef unſerer Hochſeeflotte, 
zu unſeren älteſten Ballonführern gehört, iſt in dieſem Sinne 
kein Wunder. Manch einer macht nur einmal in ſeinem Leben 
eine Fahrt mit, um als moderner Mitteleuropäer im Salon davon 
ſingen und ſagen zu können; aber wen es gepa>t hat, der kommt 
wieder und wieder und wird ſelbſt Führer. 
Gerade von älteren Offizieren habe ih es immer wieder be- 
klagen hören, daß ihre Zeit es ihnen nicht erlaube, dieſem herr- 
lichen Sport zu leben. Ein Generalſtäbler machte einmal 
mit mir ſeine erſte Fahrt, zu der er dienſtlich befohlen war. Jn 
dem ſtillen, ernſten, zerarbeiteten Geſicht wetterleuchtete es. Jn 
dem Händedru>, mit dem wir uns nach der Landung verabſchiedeten, 
lag mehr als ſonſt, niht nur der Ausdru> tiefſter innerer Be- 
friedigung, nicht nur das wortloſe Geſtändnis, daß eine Erinnerung 
für das ganze Leben zurüdbleiben werde, fondern aub — ein 
Aufatmen nach ſchwerer Gefahr. Wir flogen der fran- 
zöſiſchen Grenze zu und waren eben erſt ziemlich niedrig 
über ein Metzer Außenfort dahingeſtrichen, in dem der Poſten die 
Beſatzung, eine bayriſche Kompagnie, ſofort alarmierte und drauf 
und dran war, unſeren guten preußiſchen Militärballon duch Pla- 
patronen zur Landung zu zwingen. Aber nicht das war die über- 
ſtandene Gefahr. Die bejtand vielmehr in der Möglichkeit, über 
die Grenze getrieben zu werden. Man denke ſih: ein Militär- 
ballon mit drei preußiſchen Offizieren, darunter einem General- 
ſtäbler, landet in Frankreich, mitten zwiſchen den Befeſtigungen 
der Oſtgrenze. Ein Weltſkandal. Fm Geiſte las man ſchon alle 
die aufgeregten Depeſchen, hörte auch ſchon die „diesſeitige“ dienſt- 
Luftfahrten. 3 
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
   
    
  
  
  
   
     
  
  
   
    
    
    
     
  
   
 
	        
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