Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
72 Im Freiballon. 
  
  
geriſſen, und die Entſchlüſſe müſſen wie aus der Repetierpiſtole 
heraus. 
Es ijt alles verpadt, das meifte in den vielgewanderten Schlaf- 
ſa>. Nur der Bariometer hängt noch in den Rorb hinein. „Wie- 
viel Fall?“ „Anderthalb Meter!“ Unfere Mitfahrerin muß 
fortan regelmäßig ableſen und alle paar Sekunden melden. Der 
Mitfahrer aber jteht wurfbereit am Ballaft. „Halben Sad!“ Der 
Sand jtäubt hinaus und auch in den Korb. „Reſt weg! Noch einen 
halben!“ JFch ſelbſt ſtehe auf dem Sißkorb und Auge ſcharf über 
Bord. Das Meer rauſcht jebt {hon beinahe unter uns. „Wir 
mü ſen landen, reißen Sie an !“ ruft jemand mir zu. „Schnauze 
halten!“ Die Zeit iſt koſtbar, ich muß alſo ſo kurz und deutlich 
ſprechen; um Entſchuldigung bitten kann ih nachher. Das Ventil 
läßt von neuem ziſchend Gas entitrömen, der Unterwind bringt 
uns wieder vom Waſſer fort. Nordſeite von Scheveningen, die 
erſten Häuſer, davor große Sandfläche, in der Ede ein paar Soldaten- 
zelte. „Febt, jezt!“ höre ih es wieder beſhwörend im Korbe 
hinter meinem Rü>en. Unſinn. Eiſerne Pfoſten ragen aus dem 
Sande, Stacheldraht iſt dazwiſchen geſpannt, das iſt kein Landungs- 
plat. Augen auf; ſonſt kann man nicht Führer ſein. „Wieviel 
Ballaſt?“ Nach meiner Meinung müſſen es no< 314 Sa> 
jein. „Nihts mehr!“ ruft jemand verzweifelt, der — vor 
den 31% Sa> Ballaſt ſteht. Unmöglich! Aber zum Unterſuchen 
der Sache iſt keine Zeit, ſhon ſtreifen wir die Bäume eines großen 
Hotelgartens, und hier jo einfach hineinzuplumpfen, wäre eine 
Schande für tüchtige deutſche Luftſchiffer. „Schlaffad raus!“ 
Mit dumpfem Krach ſchlägt er unten auf, die Shermosflafchen 
ſind ſicher zum Teufel. Aber die Entlaſtung genügt gerade. 
„Sehen Sie dort drüben, zwei Straßen weiter, den Pla? Port 
landen wir!“ Ventilzug. Hart über ein Haus. „Achtung!“ So, 
dawärenwir. Der Korb ſteht auf einem Plate an der Aſch- 
ſtraat in Scheveningen, als ſtünde er ſchon ewig ſo, der aufgeriſſene 
Ballon liegt vor uns, zum Teil über ein Bäumchen geweht, und 
alles ift ſo jchnell gegangen, daß man es noch kaum begreifen mag. 
Kein Fahrſtuhl ſeßt ſo ſanft auf, wie wir es getan haben. Alles 
in Ordnung. Bitte ausfteigen! 
gebt wird man fich auch erjt über die legten Minuten klar. 
Wir ſind am Südende von Scheveningen, haben die lange Reihe 
 
	        
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