Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

   
  
  
Sporteifer und Wiſſenſchaft. TT 
  
  
ſtürmten ſie darauf los. Dabei dienten ſie auch nicht etwa „dem 
Ruhme des Vaterlandes“, denn der Höhenrekord iſt ja 
unumſtritten in deutfhem Beſib, ſodaß alſo nur 
perſönliche Eitelkeit in Betracht kommt. Fn den Herzen der 
deutſchen Luftfahrer hat Geride durch feinen Gieg in Amerika ſich 
dauernd einen Plat geſichert und ſeinen zahlreichen Freunden ift 
ſein Tod überaus nahe gegangen; aber die dem „heldenhaften 
Vorkämpfer der deutſchen Luftfahrt“ gewidmeten Kränze tragen 
eine anläßlich dieſes Todesfalles nicht gerechtfertigte Fnſchrift. 
Sie entſpricht nur dem melodramatiſchen Bedürfnis der Menge, 
jemand in Schönheit ſterben zu ſehen, und gewinnt ſicherlich dem 
Freiballon keine neuen Anhänger. 
Den meiſten deutſchen Ballonführern ſteht niht nah Hoch- 
fahrten der. Sinn, da ſogar zur Überquerung der Alpen, die man 
ohne Sauerſtoffatmung unternehmen kann, 4—5000 Meter ge- 
nügen. In 7—8000 Metern Höhe kann man, wie jüngft Dr. Brödel- 
mann auf einer Fahrt, die Dr. med. Koſchel zu Blutdrudunter- 
fuhungen benußte, manchmal das Vergnügen haben, glei <- 
zeitig Nordſee und Harz von dem Korbe aus 
zu ſehen, man hat alſo eine ungeheure Rundſicht, aber die 
Einzelheiten verſchwinden da doch zu ſehr, als daß die Erde uns 
noch reizvoll erſchiene. Statt der Hochfahrt iſt es die Weit- 
und Dauerfahrt, die zurzeit den Sporteifer am meiſten 
anregt. Rekordinhaber für die Weitfahrt ſind die Franzoſen mit 
faſt 2200 Kilometern, für die Dauerfahrt die Schweizer mit über 
72 Stunden. Um die Franzoſen zu ſchlagen, müßte man von 
Berlin aus alſo ſchon bis zum Kaukaſus fliegen. Der verſtorbene 
Gericke, der auch dieſen Rekord „drücken“ wollte, hat manchmal 
tagelang in Bitterfeld fich aufgehalten, um auf den nötigen ſtarken 
Weſtwind zu warten. Die berühmte Dauerfahrt des Oberſten 
Schae> fand 1908 von Berlin aus ſtatt und führte ihn über die 
Nordſee in den atlantiſchen Ozean hinaus, dann zu ſeinem Glüd, 
während er ſich {hon mit Todesgedanken trug, an die norwegiſche 
Küſte. Es ift das erſtemal, daß auf dem Golfſtrom —die ſchweizeriſche 
Flagge erſchienen iſt, und wird wohl auch das lebte Mal gewejen 
ſein. Das von dem Newpprker Seitungsmagnaten Gordon 
Bennet geſchaffene echt amerikaniſche alljährliche Wettfliegen 
für Freiballone züchtet ſolche Höchſtleiſtungen, die mehrere Todes- 
      
    
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
   
  
  
  
  
  
    
  
    
  
  
  
 
	        
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