Sporteifer und Wiſſenſchaft. 83
Gro ß als Führer für die wiſſenſchaftlichen Aufftiege zur Verfügung
ſtellte, war der deutſche Kaiſer, und dem Profeſſor Aß-
mann, der in Süring und Berſon und anderen ſeine beſten
Stüßen fand, ift die Ausgeftaltung des neuen Wiffensgebietes zu
verdanken, das jeßt gemeinfam von allen Nationen beadert wird,
aber immer noch in Deutſchland die meiſte Frucht trägt. Unbe-
mannte Regiſtrierballone mit den nötigen ſelbſttätigen Apparaten
haben bereits Höhen von über 28 Kilometern erreicht; und be-
mannte annähernd 11 Kilometer, wo der Luftdru> nur noch ein
Viertel deſſen beträgt, an den wir auf der Erde gewöhnt ſind.
Man konnte früher den Luftozean nur von der Dunjtpfüße
aus ſtudieren, die über unſerer Erde liegt; das iſt ſo, als wolle man
das Meer erkennen, nachdem man in der Lache gewühlt hat, die
ſih bei einer „Strandburg“ unferer Rinder im Seebade gebildet
hat. Man iſt zwar früh auf die Berge gegangen, man hat heute
ein Obſervatorium auf dem Montblanc in 4810 und auf dem Miſti
in Peru in 5850 Metern Höhe, aber der Wind iſt auh da immer
nicht frei, ſondern mehr oder weniger durch die Bodengeſtaltung
beeinflußt oder gemäßigt, auch muß man zu manchen Wolken-
und Elektrizitätsunterſuchungen no< höher hinauf. Bei dieſer
Arbeit, die zu Beginn der neunziger Jahre einſeßte, hat der jeßige
Major Groß den Freiballon zu dem gemacht, was er augenbli>-
lich iſt; vom Ventil über die Reißbahn bis zum Schlepptau iſt alles,
ſo wie wir es jekt haben, im Gegenſaß zu dem veralteten früheren
Material ſeine Konſtruktion. Nichts davon iſt bloß im Erfinder-
ftübchen ausgeflügelt, alles fofort auch in harter Praxis erprobt.
Bei den Hochfahrten über 6000 Meter haben dieſe Pioniere der
Wiſſenſchaft — die Armee kann Kol) Darauf ſein,
Daß ein Offizier der Bahnbreder war — fi
durch die ſ{hwerſten phyſiologiſchen Störungen hindurchtämpfen
müſſen: Herzklopfen, Atemnot, Ausſeßen des Sehvermögens,
Schüttelfroſt, Ohnmachten.
Wir Leute vom Dußend in der Luftfahrerei jind derartigem
nicht ausgefegt. Fn unſeren Höhen iſt alles nur reiner Genuß.
Und der ſchönſte vielleicht iſt eine Hochgebir gsfahrt, das
Sehnſuchtsziel faſt jeden Führers: über die Alpen nach Ftalien
im Freiballon! Seit langen Jahren betreibt Spelterini in Zürich
gewerbsmäßig dieſe Fahrten, fordert den Teilnehmern allerdings
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