Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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stein. Hatte das Gift Durchfall veranlasst, so unterstützt man diese Wir- 
kung durch Anwendung reizender Klystire, oder durch Einreibung von 
Crotonöl, oder durch Darreichung von Kalomel in grossen Dosen. Ist die 
Entleerung des Giltes durch spontanes Erbrechen, oder durch Durchfall 
geschehen, so schreitet man alsbald zur Darreichung der oben abgehan- 
delten antidotischen und neutralisirenden Mittel und behandelt, wenn die- 
selben ihren Dienst verrichiet haben, das durch die Diagnose festgestellte 
Leiden nach den Regeln und mit den Mitteln, welche die Therapie der 
Localkrankheiten lehrt. Viel schwieriger ist die Behandlung, wenn das 
einverleibte Gift ohne Erbrechen und Durchfall zu Stande zu bringen in 
den ersten Wegen seine Wirkungen enifaltet. In solchen Fällen hat man 
zunächst die Frage zu beantworten, ob man es wagen darf die Entlee- 
rung des Giftes, — sei es nach vorhergehender Diluirung und Neutrali- 
sation, sei es ohne diese Vorbereitung, — durch ein Brechmiltel zu be- 
wirken, oder ob man von der Anwendung derBrechmiittel abstehend zu der Ma- 
genpumpe, oder anderen ähnlich wirkenden Werkzeugen greifen soll. DieBe- 
antwortung dieser Frage ist leicht, wenn die Diagnose des Giftes und der Ver- 
giftung in jeder Hinsicht gesichert ist, namentlich wenn man weiss, mit welchem 
Gifte man es zu thun hat, in welcher Dose das Gift genommen wurde und wie 
lange her die Einverleibung des Giftes geschah. In diesen Fällen kann 
man, vorausgesetzt dass man in der speciellen Toxikologie bewandert ist 
und den Zustand des Patienten- möglichst genau aufgefasst hat, ungefähr 
bestimmen, ob der Magen, wie es bei Salpetersäurevergiftung nicht selten 
der Fall ist, bei der Darreichung eines Brechmitiels Gefahr läuft zu Grunde 
zu gehen, oder ob ein solcher Zufall nicht zu befürchten steht. Je nach 
Verschiedenheit dieser Bestimmung entischliesst man sich entweder zu der 
Darreichung eines Brechmittels (Kupfervitriol, Zinkvitriol, Ipecacuanha, 
Brechweinstein), oder man greift zur Magenpumpe (resp. zur Schlund- 
sonde und Klystirspritze), oder auch blos zu neutralisirenden und anlido- 
tischen Mitteln. Ist dagegen die Diagnose des Gifts und der Vergiftung 
nicht gesichert, ist man namentlich darüber im Unklaren, welches Gift 
genommen wurde, welche Dose zur Einverleibung kam und wie lange her 
die Vergiftung geschah, so bleibt nichts übrig, als sich an die sorglältig- 
ste objective und subjective Krankenuntersuchung zu halten und nach 
Maassgabe des Befundes sich zur Entleerung des Giftes durch Darreichung 
eines Brechmittels, oder durch Einführung der Magenpumpe zu enischlies- 
sen. Im Allgemeinen sollte man in solchen Fällen von unsicherer Diag- 
nose die Ausleerung des Giftles immer erst mit Hülfe der Magenpumpe 
versuchen und erst dann zur Anwendung von Brechmitteln vorschreiten, 
wenn die Magenpumpe sich unbrauchbar erweist. In welcher Weise nun 
auch die Entleerung des Giftes geschehen sein mag, in jedem Falle sucht 
man die Residuen desselben durch neutralisirende und antidotische Mittel 
zu tilgen, was begreiflich nur dann angeht, wenn man das Gift kennt 
und die genannten Mittel zur Verfügung hat. Ist das einverleibte Gift un- 
bekannt, so reicht man diluirende und einhüllende Mittel, als z. B. Milch, 
verdünntes Eiweiss, Seifenwasser, Haferschleim u. dgl. Nach Erfüllung 
der Causalindikation schreitet man so rasch als möglich zur Realisirung 
der Indicatio morbi. Je nachdem man Entzündung, Verätzung, Ulcera- 
tion, Erweichung, Brand, Krampf u. s. w. in der Speiseröhre, in dem 
Magen, oder Darme glaubt diagnosticiren zu können, wendet man bald 
diesen bald jenen Theil des bei den Krankheiten der Speiseröhre, des 
Magens und Darms bewährt gefundenen Heilapparats an, wobei man die 
specielle Therapie der Localkrankheiten zur Richtschnur nimmt. Sind ein- 
zelne gefahrvolle Sympiome vorhanden, wie z. B. erschöpfendes Erbre- 
 
	        
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