Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Allgemeine Therapie. 103 
wozu man Brechmittel, Abführmittel, Mineralwasser, Diuretika und Schwitz- 
mittel nach Umständen benutzt. Ergibt sich bei: der Untersuchung, dass 
die Blutkrase gestört ist, so wirkt man, wenn keine Contraindikationen 
bestehen, durch gute Nahrungsmittel auf die Verbesserung des Blutes, wo- 
bei sich von selbst versteht, dass die ersten Wege vorher in Ordnung 
gebracht sein müssen. 
B. Behandlung chronischer Intoxikationen. 
8. 169. ‘Was die Behandlung chronischer Vergiftungen betrifit, ‚so 
ergeben sich die Indikationen dazu aus der Betrachtung und Kenntniss 
aller Vorkommnisse. Als erste ergibt sich die Indicatio causalis et pro- 
phylaetica, welche ebensowohl die Beseitigung und Tilgung des einver- 
leibten Gifts, als auch die Behinderung von weiterer Zufuhr von Gift in 
den Körper des Palienten gebietet. Als zweite drängt sich. die Indicatio 
morbi auf, welche die Heilung und Ausbesserung der durch Gift erzeug- 
ten chronisehen Affectionen und Schäden erheischt. Zur Realisirung der 
ersten Indikation hat man die ganze Lebensart, die Beschäftigung, den 
Aufenthalt, die Nahrungsweise des Patienten einer aufmerksamen Unter- 
suchung zu unterziehen, um daraus zu entnehmen, ob und wie der Kör- 
per des Patienten der Einwirkung der Gifte ausgesetzt war. Stellt sich 
bei dieser Untersuchung heraus, dass der Patient in einer Werkstätte, 
einer Fabrik, einem Hüttenwerke, einem Bergwerke mit Gift zu ihun hatte, 
so sucht man denselben daraus zu entfernen oder ihn wenigstens gegen 
weitere Einwirkungen von Gift zu schützen. Ergibt die Untersuchung, 
dass der Patient als Gewohnheitstrinker oder als Opiophage die fatale 
Neigung hat sich täglich in Spirituosen oder in Nareotieis zuzuthun, so 
sucht man ihn von der bösen Gewohnheit abzubringen, was freilich nur 
mit Vorsicht und langsam durchzusetzen ist. Stellt sich bei der Unter- 
suchung heraus, dass der Patient vergiftete Nahrungsmittel lange Zeit 
verzehrte, oder von toxischen Heilmitteln (Arsenik, Quecksilber, Silber- 
salpeter, Jod u. s. w.) lange Zeit Gebrauch machte, so lässt man ihn 
sofort gute Nahrungsmittel verzehren und die giftigen Arzneimittel bei 
Seile setzen. Ist es aus diesem oder jenem Grunde unmöglich den Pa- 
tienien der ferneren Einwirkung des Gifts zu entziehen, was bei Gewohn- 
heitsirinkern und Opiophagen nicht selten der Fall ist, so darf man sich 
auch nicht der Hoffaung hingeben mit der Behandlung des Patienten zu 
einem gedeihlichen Ziele zu gelangen. Weiter richtet man seine Aufmerk- 
samkeit auf den Körper des Vergifteien und sucht sich darüber Gewiss- 
heit zu verschaffen, ob das einverleibte Gift als solches noch den Orga- 
nen und Säften inhärirt oder nicht. Zu diesem Ende müssen, besonders 
bei mineralischen Gifien der Urin, die Fäces, der Speichel nicht selten 
der sorgfälligsten chemischen Analyse unterzogen werden, um damit fest- 
zustellen, ob und mit welchen Ausleerungen des Körpers Gift zur Elimir- 
nation gelangt. Finden gifiige Ausscheidungen statt, so kann begreiflich 
kein Zweifel darüber bestehen, dass auch Gift in dem Organismus haftet 
und in diesem Falle sucht man den Organismus des Patienten möglichst 
auszuwaschen, was durch Beschleunigung des Stoffwandels und durch 
Antreibung der Se- und Exerelionen des Körpers geschieht. Zu diesem 
Ende verordnet man dem Patienten Abführmittel (z. B. Senna, Glauber- 
salz, Bittersalz, abführende Mineralwässer), wenn man, wie bei chroni- 
schen Bleivergiftungen, den Darmkanal mit sammt der Leber glaubt stär- 
ker antreiben zu müssen oder Schwitzmittel (Hollunder, Ulmaria, Spirit. 
Minder.), wenn man Anzeichen hat, dass besonders die Haut zur Elimi- 
 
	        
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