Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
110 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen. 
den Präparate des Quecksilbers, wenn sie in beliebiger Dose mit solchen 
Körpertheilen in Berührung gesetzt werden, die mit keinem proteinhalti- 
gen Secrete befeuchtet sind, wohl aber Stoffe enthalten, die zu dem Gifte 
bedeutende Affinitäten besitzen. Auch in diesem Falle entstehen Ver- 
ätzungen und andere Läsionen des betroffenen Körpertheils, die je nach 
dem Grade und der Natur der Alteration und nach der Dignität der alte- 
rirten Theile unter den Erscheinungen acuter, seltener chronischer Krank- 
heit verlaufen. 
$. 18. Neben den Quecksilberpräparaten, welche die Chemie, Phar- 
macie und Technik liefern, kommen noch die Merkurialdämpfe in Betracht, 
welche durch Wärme aus dem flüssigen Quecksilber oder Quecksilberprä- 
paraten hervorgehen. Gelangen dieselben mit der Atmosphäre in die Lun- 
gen, so werden dieselben eondensirt und wie es scheint in Oxydations- 
stufen verwandelt, die vielleicht unter Beihülfe der von Verdeil ent- 
deckten Lungensäure oder einer anderen Flüssigkeit in lösliche Salze 
übergehen. Jedenfalls werden die Abkömmlinge der Quecksilberdämpfe, 
wenn diese nicht selbst, durch die Lungen in das Blut geführt und ver- 
mögen Alterationen der Mischungs- und Formverhältnisse zu erzeugen, 
die ebenfalls unter den Erscheinungen chronischer und acuter Krankheit 
sich abwickeln können. 
$. 19. Geht aus dieser Darlegung der Wirkungen der Quecksilber- 
präparate mit Bestimmtheit hervor, dass sich nach ihrer Genese zwei 
Reihen von Merkurialintoxikationen unterscheiden lassen, solche, welche 
durch direkten Eingriff ätzender Präparate in die Applikationsorgane ent- 
stehen und solche, welche als Folge der Resorption von Quecksilbertheil- 
chen und weiterer Alteration des Körpers aufkommen, so scheint es 
zweckmässig ‚auch bei der Schilderung der Merkurialintoxikationen beide 
Reihen auseinander zu halten, um so mehr, als auch die Behandlung 
dieser genetisch verschiedenen Leiden eine verschiedene ist. 
A. Verätzungen des Körpers durch corrosive Merkurialpräpa- 
rate, (Merkurialleiden als Folge von Verätzung. Cauterisationes ex usu Mer- 
curii s. Hydrargyri corrosivi, Mercurialismus ex cauterisatione). 
$. 20. Hierher gehören die Verätzungen der ersten Wege, der 
Hautdecken, der Augen, der Nasenhöhle und anderer äusserer Theile, 
welche wie durch Sublimat, so durch Quecksilberoxyd, lösliche Quecksil- 
beroxydsalze, Quecksilberjodid, Quecksilberbromid und andere corrosive 
Präparate entstehen können. Klinisch wichtig scheint davon nur die 
durch Sublimat veranlasste Verätzung der ersten Wege zu sein, welche 
daher in Folgendem genauer betrachiet wird. 
Verätzung der ersten Wege durch Sublimat. (Gastroenteropathia ex cauteri- 
satione Sublimati.) 
B. Brodie, Philosophical Transact. 1812. Vol. CI. p. 122. — Campbell, ten- 
tamen inaugurale de Venenis mineralibus. Edinb. 1843, p. 36. — Gaspard, 
Journal de Physiolog. experiment. I. p. 165. 242. — R. Christison, trealise 
on poisons. A ed. p. 389. — B. Orfila, traitE des poisons. ded. I. p. 652. — 
Buchner, der Sublimat in seinen physilogischen Wirkungen. Augsburg 1849, 
8. S. 9—76. (Enthält die Kasuistiik der Sublimatintoxikationen in umfassender 
Zusammenstellung). — B. Schuchardt, Untersuchungen über die Anwendung 
des Magnesiahydrats als Gegenmittel gegen arsenige Säure und Quecksilberchlorid. 
Göttingen 1852. 8. S. 55 etc, — 
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