Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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schmelzen beginnt. Das Geschwür, welches sich bildet, wächst immer 
mehr in die Breite als in die Tiefe und stellt eine unregelmässig configu- 
rirte, sehr empfindliche und leicht blutende Lacune dar, die ein weisslich 
schmutziges Ansehen, einen lividen Umkreis und keine erhabenen Ränder 
besitzt. Das Sekret des Geschwürs bleibt auch bei stärkerer Ausdehnung 
desselben immer scharf und dünn. Zuweilen heilt das eine Geschwür und 
zwar von der Mitte aus ganz von selbst, um sich durch ein neu entste- 
hendes Geschwür in der Nähe vertreten zu lassen. Nicht selten conflui- 
ren mehrere nachbarliche Geschwüre, um eine grosse unregelmässig con- 
figurirte Laecune darzustellen. Greifen die Geschwüre in der Mundhöhle 
Platz, so breiten sie sich von vorn nach hinten, d. h. von den Lippen 
und dem Zahnfleische nach dem Gaumen hin aus. 
DIAGNOSE. 
$. 50. Die merkuriellen Geschwüre haben einige Aehnlichkeit mit 
den syphilitischen und skorbutischen. Nichts desto weniger gelingt es in 
den meisten Fällen, diese Geschwüre von einander zu unterscheiden. Von 
den skorbutischen Geschwüren sind die merkuriellen Geschwüre meistens 
bei Beachtung der anamnestischen Verhältnisse zu unterscheiden, denn 
nur bei diesen ist die Einreibung von Quecksilber zu constatiren, während 
jenes eigenthümliche Verhältnisse der Beköstigung undHygiene zur Voraus- 
selzung hat. Ueberdies kommt der charakteristische Halitus des Mundes 
in Betracht, welcher den merkuriellen Geschwüren gewöhnlich zur Seite 
geht. Schwieriger ist die Unterscheidung der merkuriellen und syphiliti- 
schen Geschwüre, da die anamnestischen Verhältnisse dabei nicht selten 
äusserst verwickelt sind. Im Zweifel über dieDiagnose bleibt nichts übrig, 
als aus der Wirkung merkurieller Heilmittel einen Schluss zu ziehen, denn 
in der Regel bessert sich das syphilitische Geschwür unter dem Einflusse 
des Quecksilbers, während das merkurielle Geschwür dabei sich ver- 
schlimmert. Dazu kommt, dass die merkuriellenGeschwüre, wenn sie wie 
gewöhnlich im Munde localisirt sind, meistens vorn an den Lippen, dem 
Zahnfleische, den Wangen und der Zunge vorkommen, flach, mit unre- 
gelmässigen Rändern und zackigen Formen erscheinen, ein scharfes dün- 
nes Sekret absondern, leicht wandern und einen lividen Umkreis besitzen, 
während die syphilitischen Geschwüre in der Mundhöhle mehr am Gau- 
men auftreten, scharf abgeschnittene erhabene Ränder, runde beckenarlige 
Formen, speckigen Grund und kupferfarbeneHalonen besitzen und an einem 
und demselben Orte mit grosser Zähigkeit verharren. Bei allem diesem 
kann die Diagnose in einzelnem Falle recht schwierig sein, zumal ein sy- 
phylitisches Geschwür unter dem Einflusse des Quecksilbers in ein mer- 
kurielles überzugehen vermag. In letzterem Falle tritt bei dem Fortge- 
brauche des Quecksilbers deutliche Verschlimmerung des Geschwüres ein, 
während gewöhnlich auch neue Geschwüre neben den alten aufkommen 
und zuweilen mit dem alten confluiren, was bei den syphilitischen Ge- 
schwüren so gut wie niemals passirt. 
BEHANDLUNG. 
$. 51. Wie sich von selbst versteht, ist zunächst die weitere Zu- 
fuhr von Quecksilber in den Körper des Patienten abzuschneiden und bei 
kräftigen Individuen unter Anwendung von Senna mit Glaubersalz oder 
Bittersalz oder von anderen Eccoprotieis das im Körper enthaltene Queck- 
silber durch die ersien Wege möglichst zu eliminiren. Die Geschwüre 
selbst werden ihrem Charakter gemäss bald mit Reiz abstumpfenden, bald 
mit adstringirenden Localmitteln (Decocte von Althea, Malva, Verbascum, — 
 
	        
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