134 Falck, die klinisch wichligen Intoxikationen.
und deren Epiphysen und schreiten von da nach Innen vor, oder sie be-
ginnen im lockeren Knochengewebe an der Basis Cranii. Alle diese Kno-
chenleiden sind zur Zeit noch wenig studirt, weshalb nicht zu sagen ist,
ob sie ihrer Genese entsprechend etwas Specifisches besitzen. Man be-
'hauptet indessen, dass die Dolores osteocopi, welche die syphilitischen
Knochenleiden auszeichnen, auch die merkuriellen Knochenleiden beglei-
ten. Bei der Behandlung aller dieser Affectionen hat man vor allen Din-
gen darauf zu sehen, dass die Patienten der ferneren Einwirkung des
Quecksilbers entzogen werden. Sodann sucht man die Elimination des
Quecksilbers aus dem Körper in gewöhnlicher Weise zu bewirken und
wendet die Mittel an, welche die Therapie der verschiedenen Knochen-
leiden an die Hand gibt.
i) Merkurielle Arthralgien. (Arthralgiae mercuriales.)
8. 71. Bei Menschen, welche viel Quecksilber in den Körper ge-
bracht haben, stellen sich neben anderen Erscheinungen des Merkurialis-
mus ziehende, den rheumatischen ähnliche Schmerzen (Rheumatismus mer”
curialis) an verschiedenen Stellen des Körpers ein, die im Ganzen sehr
wandelbar sind und durch Temperatureinflüsse gesteigert und gemildert
werden. Am häufigsten kommen diese Schmerzen an den Gliedmassen
vor, zumalen wenn Letztere unter dem Merkurialtremor leiden. Nicht sel-
ten nehmen aber auch die Schmerzen an dem Kopfe ihren Sitz, oder
gleichzeitig an den verschiedensten Stellen des Körpers. Die Palhogenese
dieser Leiden ist zur Zeit noch in Dunkel gehüllt. Möglich, dass die-
selben durch Eingehen von Quecksilber in die Gewebe der betroffenen
Theile zu Stande kommen. Die Behandlung der Leiden ist von keiner
Schwierigkeit umgeben. Man schützt den Patienten vor weiterer Zufuhr
des Quecksilbers, führt das im Körper enthaltene Gift mit den gewöhn-
lichen Mitteln durch die natürlichen Colatorien aus und wendet die gegen
Rheumatismen gebräuchlichen Mittel an, wenn nach der Ausscheidung des
Quecksilbers noch Schmerzen zurückbleiben.
k) Merkurielle Leiden der Sinnesorgane. (Aesihesiopathiae mercuriales.)
$. 72. Durch Merkurialien können die Sinnesorgane und ihre Ner-
ven bedeutend lädirt werden, so dass die verschiedensten Leiden der
genannten Organe erwachsen. Bei manchen Kranken findet man dem
entsprechend grosse Empfindlichkeit gegen Licht und. Schallreiz, bei, An-
deren subjective Sinnesempfindungen, die der objectiven Motive entibeh-
ren, wohin die Visionen und Hallucinationen merkurialisirter Individuen
gehören, bei noch anderen Lähmungen der Gehör- und Augennerven,
welche mit Taubheit oder Blindheit verbunden sind. Letztere Leiden, wel-
che mit Rücksicht auf die ursächlichen Verhältnisse als Amaurosis mer-
eurialis, sowie als Cophosis mercurialis zu bezeichnen sind, bieten in
ihren Erscheinungen kaum etwas Specifisches dar, als dass sie mit anderen
Erscheinungen des Merkurialismus verbunden vorkommen. Sie können
übrigens ebensowohl plötzlich als langsam entstehen und verharren mit
grosser Tenacität, wenn sie einmal entstanden sind. Um die in Rede ste-
henden Leiden zu beseitigen, hat man den Patienten womöglich gegen
weitere Einwirkung des Quecksilbers zu schützen, den mit Quecksilber
geschwängerten Körper vom Gifte zu säubern und die Heilmitiel zur An-
wendung zu bringen, welche die Augen- und Ohrenheilkunde gegen solche
Krankheiten empfiehlt.
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