166 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen.
teten Wirkungen der Bleipräparale zur Genüge gekannt. Diese Kenntniss
reichte indessen nicht zu, die bei dem Betriebe der Gewerbe entstehenden
Bleikoliken nach ihren ätiologischen Verhältnissen klar zu durchschauen.
Und in der That hat man seit dem Alterthume bis zur zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts die Genese der zur Beobachtung kommenden Fälle von
Bleikolik’immer zu andern Noxen, nur nicht zu Bleidämpfen und Bleiprä-
paraten in Beziehung geselzi. Selbst noch Citois, der berühmte Ver-
fasser der Diatribe, war mit den ätiologischen Verhältnissen der Kolik von
Poitou so unbekannt, dass er deren Ursache in allen anderen Schädlich-
keiten, nur nicht in einer Bleivergifiung zu erkennen glaubte. Erst Stock-
hausen, ein zu Goslar praclieirender Arzt, hat das Verdienst, die bei
dem Hüttenbetriebe entstehende Hüllenkalze als eine Intoxikationskrank-
heit erkannt und auf die Zuführung von Bleidämpfen und Bleipräparaten
zurückgeführt zu haben. Nachdem die Schrift dieses scharfsinnigen Arztes in
weiterenKreisen bekannt geworden war, fing manan, aller Orten klarer zu
schauen und so kam es, dass die Bleikolik in der folgenden Zeit weit
häufiger, als früher erkannt und in zahlreichen Schriften undBüchern nach
den verschiedensten Beziehungen umständlich besprochen wurde. Wurde
somit die Kenntniss der Bleikolik um ein Bedeutendes gefördert, so war
es doch dem vielerfahrenen, scharfsinnigen und kritischen Tanquerel
des Planches erst vorbehalten, nicht nur die Bleikolik, sondern die ge-
sammten Bleikrankheiten in umfassender Weise zu schildern und zu be-
sprechen. So gross indessen die Verdienste dieses Arztes um die Blei-
krankheiten und in specie um die Bleikolik auch sein mögen, so sind wir
doch noch weit entfernt, eine auf lauter wohl constalirten Thatsachen ge-
gründeie Theorie der in Rede stehenden Krankheit geben zu können.
Um zu diesem Ziele zu gelangen, können die klinischen Beobachtungen
und Erfahrungen, so umfassend und genau sie auch sein mögen, nicht
genügen, denn es bedarf dazu des genauesien histologischen, chemischen
und physiologischen Untersuchungsmaterials , das nur auf dem Wege des
Experimentes an Menschen und Thieren zu beschaften ist.
SYMPTOME.
8. 148. Ehe die Symptome der eigentlichen Bleikolik zum Vorschein
kommen, bemerkt man bei der Mehrzahl (97%/,) der Patienten solche Er-
scheinungen, welche recht gut als Vorläufer der Krankheit betrachtet wer-
den können. Dass darunter die Erscheinungen der Bleidyskrasie und Ca-
chexie (s. diese) die erste Stelle einnehmen , ist schon nach dem begreif-
lich, was oben über die Genese der Bleikrankheiten im Allgemeinen ge-
sagt wurde. Und in der That sind die eigenthümliche Verfärbung und Be-
schaffenheit der Zähne, des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut, der
alienirte, styplisch -süssliche Geschmack, der eigenthümliche, widrig rie-
chende Halitus des Mundes, die eigenthümliche Verfärbung der Hautdecken
und der Albuginea, die auffallende Abmagerung des Gesichtes und des
ganzen Körpers, die nicht selten auffallende Retardation der Pulse meistens die
Symptome, welche zuerst und entfernt den Eintritt der Bleikolik anzeigen.
Nachgerade entwickeln sich aber auch andere Symptome, welche, ob-
wohl sie noch immer als prodromale zu betrachten sind, doch schon ein
präponderirendes Leiden der Unterleibsorgane verrathen. Zu diesen Symp-
tomen, welche eher als Verkündiger der eintretenden Krankheit, denn als
Vorläufer zu betrachten sind, gehören aber ein eigenthümliches Gefühl
von Schmerz und Druck imEpigastrium, dumpfe und vage, ziehende, nach
Speisegenuss sich steigernde Schmerzen an den verschiedensten Stellen
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