Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
182 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen, 
nostik, die weniger auf die ätiologischen Verhältnisse, als vielmehr auf die 
Phänomenologie der Krankheit zu stützen ist. 
Was zunächst die Unterscheidung der Bleikolik von andern Metall- 
krankheiten und in Specie von der Kupferkolik betrifft, so ist dieselbe be- 
reits oben ($. 122) auseinandergesetizt worden. Die Unterscheidung der 
Bleikolik von der Pflanzenkolik zu besprechen, ist nach dem, was in der 
Aetiologie ($. 161) über letztere mitgetheilt wurde, ganz unnöthig. Dage- 
gen gibt es mehrere Neurosen und Neuralgien des Speisecanals und des 
Urogenitalsystems, mehrere entzündliche und organische Affeetionen der 
Unterleibsorgane, welche einer Verwechselung mit Bleikolik fähig sind und 
diese Leiden müssen etwas genauer betrachtet werden. 
. 167. Unter den Neurosen des Bauchs, die mit Bleikolik einige 
Aehnlichkeit haben, nehmen die Gastralgien und Enteralgien die erste Stelle 
ein. Bei genügender Rücksicht auf folgende Merkmale wird man indessen 
im Stande sein, die genannten Krankheiten sicher zu unterscheiden. Bei 
der Bleikolik findet man meistens lebhaft stechenden, srimmenden, remitti- 
renden, durch Speisegenuss vermehrten Kolikschmerz , meistens heftige 
Aufregung während des Anfalls, meistens hartnäckige Vorstopfung oder 
bei erfolgender Leibesöffnung sceybalöse Fäces, nicht selten Tenesmus, Be- 
schränkung der Harnexcretion , rothe Färbung des Urins, Mangel an Ap- 
petit, seltenen harten Puls, zuweilen anderweitige saturnine Leiden, 
als Paralyse, Delirien, Amaurosen u. s. w., so wie endlich meistens sehr 
kurze Dauer des Leidens, während bei der Gastroenteralgie der Schmerz 
mehr reissend und intermittirend ist und durch Speisegenuss vermindert 
wird, die Aufregung unbedeutend oder gering ist, die Verstopfung leicht 
zu heben steht, die Fäces normal aussehen, kein Tenesmus vorhanden 
ist, der Urin mit wasserheller Farbe reichlich entleert wird, der Appelit 
gesteigert ist, ja bis zum Heisshunger anwächst, der Puls klein und zu- 
sammengezogen, mit einem Wort spastisch erscheint und in der Mehrzahl 
der Fälle die Krankheit mehr weniger chronisch verläuft. Dass überdies 
die Erforschung der ätiologischen Verhältnisse und der Symptome der 
Bleidyskrasie zur Sicherstellung der Diagnose dienen kann, bedarf keiner 
besonderen Erörterung. 
$. 168. Mit der Bleikolik hat die Kolik hysterischer Frauen oder 
die hysterische Kolik zuweilen etwas Aehnlichkeit. Man unterscheidet 
beiderlei Affectionen, wenn man die ätiologischen Verhältnisse, die prodro- 
malen Symptome, die Harnausleerung, den Puls und den Unterleib beach- 
tet, denn bei der hysterischen Kolik fehlen die Störungen in derBereitung 
und Ausleerung des Urins , welche bei der Bleikolik vorkommen und bei 
der hysterischen Kolik ist der Puls klein und contrahirt, keineswegs hart 
und gespannt, der Unterleib nicht eingezogen, sondern viel eher aufge- 
trieben, der Globus hysterieus und manches Andere zu finden. — 
Auch die metralgische Kolik, welche bei Frauen zur Zeit der klima- 
terischen Jahre auftritt, verdient in der Diagnostik der Bleikolik eine be- 
sondere Erwähnung. Dieselbe tritt nach Mutterblutflüssen ein und besteht 
ohne Eingezogenheit des Unterleibs, ohne Störung in der Se- und Exere- 
tion des Urins, mit weichem Pulse, und ohne die Erscheinungen der Blei- 
dyskrasie, wodurch sie zur Genüge von der Bleikolik zu unterschei- 
den ist. 
$. 169. In der Diagnostik der Bleikolik verdienen ferner die Wurm- 
kolik (Colica verminosa) und die Stercoralkolik eine besondere Erwäh- 
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