Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
186 Falck, die klinisch wichtigen Intoxicationen. 
cher Bleikolik immer einem bestimmten Plexus des splanchnischen Ner- 
vensystems entspricht. 
9) Nicht minder ungenau sind die Ansichten von A ndral, Grisolle, 
Ranque u. A., wornach.die Bleikolik als Folge einer durch Blei erzeug- 
ten Alteration des Rückenmarks und des Bauchgangliensystems zu be- 
trachten ist. Bei einfacher mit Arthralgie nicht verbundener Bleikolik ist 
das Rückenmark völlig intact. 
10) Die Ansicht von Tanquerel des Planches, beziehungsweise 
von de Haen, Vanstrostwyk u. A., wornach die Bleikolik durch Ein- 
wirkung des Bleis auf das Bauchgangliennervensystem zu Stande kommen 
soll, erklärt am Besten alle bekannten Thatsachen und Erscheinungen. In 
der That lassen sich die verschiedenen Formen von Bleikolik, als die Co- 
liea umbilicalis, epigastrica , hypogastrica et lumbaris alle zu bestimmten 
Plexus des sympathischen Nervensystems (Plexus mesentericus, gastricus, 
hypogastrici, spermatici, renalis) in Beziehung setzen und alle Erscheinun- 
gen der Bleikolik (Schmerz, spasmodische Contraction, gestörte Sekretion 
der Darmschleimhaut,, Gasentwicklung, Verstopfung u. s. w.) aus dieser 
Quelle ableiden. Nur wird man nicht umhin können, wegen des eigen- 
thümlichen, mitunter sehr seltenen Pulses, auch die Vagusnerven, welche 
sich bekanntlich in dem Unterleibe verästeln, in Betracht zu ziehen und 
die auffallende Störung in der Bluteireulation aus einer consensuellen 
Reizung der Vagi zu erklären. Ebenso wird man annehmen müssen, dass 
der Schmerz durch Reflex auf die Nerven der Bauchwandungen einen 
Einfluss übt, wovon die spasmodische Retraction der Bauchdecken die 
Folge ist. Aber wie entsteht nun, so darf man fragen, die primitive Af- 
fection des splanchnischen Nervensystems? Dass nach der Einverleibung 
von Bleipräparaten Bleialbuminiate gebildet und in das Blut aufgenommen 
werden, steht heut zu Tage nicht zu bezweifeln, zumal es gelang Blei 
und Bleialbuminate im Blute nachzuweisen. Wie und unter welchen Be- 
dingungen aber die im Blute enthaltenen Bleialbuminate gerade die Un- 
terleibsganglien oder die Plexus der splanchnischen Nerven lädiren, ist 
keineswegs aufgeklärt. Möglich, Ja wahrscheinlich, dass bei gestörter Eli- 
minalion des Bleis aus dem Körper die Bleialbuminate sich anhäufen und 
erst bei einer gewissen Accumulation in die Ganglien eingreifen oder die 
Ganglien lädiren, so dass der Ausbruch der Kolik immer einer bestimmten 
Accumulation von Blei in dem Körper, die Heilung der Kolik einer Ent- 
lastung der Ganglien vom Blei entspricht. 
BEHANDLUNG. 
$. 175. Die prophylactische Behandlung der Bleikolik stimmt in der 
Hauptsache mit der prophylactischen Behandlung der saturninen Dyskrasie 
und Kachexie: (siehe unten) überein. Die curative Behandlung hat dahin 
zu streben, das im Körper des Patienten enthaltene Blei hin- 
auszuführen, Schmerz und Krampf, respective Constipa- 
tion möglichst rasch zu tilgen, üble Zufälle und Complica- 
tionen, wenn solche vorhanden sind, zu beseitigen und Re- 
cidive möglichst zu verhindern. Zur Realisirung aller dieser In- 
dicationen hat man im Laufe der Zeit die verschiedensten therapeutischen 
Methoden und Mittel zur Anwendung gebracht, die wir zunächst erst mu- 
siern müssen, ehe wir die den obigen Indicationen am meisten entspre- 
chenden Mittel bezeichnen. 
$. 176. 1) Diätetische Behandlung. Bei dieser Methode der 
Behandlung erhält der Patient mit Ausschluss aller Arzneimittel nur Tisa- 
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