Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
188 Falck, die klinisch wichrigen Intoxikationen. 
$. 178. 3) Antiphlogistische Behandlung. Dieselbe wurde 
von de Haen, Hoffmann, Gaub, Astruc, Bordeu, Tronchin, Tis- 
sot, Renauldin, Canuet, Thomas, Palais u. A. als sehr wirksam 
gegen Bleikolik empfohlen. Die Einen benutzten als antiphlogistische Heil- 
mittel nur Blutegel, während die Andern auch Aderlässe anwandlen. Alle 
gebrauchten dabei Opiate, Purgirmittel, Bäder, Kilystiere u. a. m. Tan- 
q;uerel prüfte diese Methode mit Anwendung reiner Antiphlogistica und 
mit Ausschluss aller andern Mittel an 48 Patienten und fand, dass sie 
nicht wirksamer ist, als die diätelische oder chemische Behandlung, und 
dass sie ebenso Hirnzufälle begünstigt. Auch an 84 Patienten, die von 
anderen Aerzten antiphlogistisch behandelt wurden, zeigte sich derselbe 
schlechte Erfolg. Dagegen überzeugte sich Tanquerel, dass die anti- 
phlogistische Behandlung bei entzündlichen Complicationen der Bleikolik 
ganz Ausgezeichnetes leistet, und dass sie dabei ganz unentbehrlich ist. 
38 Patienten mit Bleikolik und complieirender Entzündung der Unterleibs- 
organe wurden mit Blutegel und Aderlässen so erfolgreich behandelt, dass 
die Entzündung in kurzer Zeit gehoben war und nach Beseitigung der- 
selben die gewöhnlichen Purgantien gegeben werden konnten. 
$S. 179. 4) Die revulsorische Behandlung. Tronchin, 
Grashuis, Dupuytren u. A. empfahlen zur Beseitigung der Bleikolik 
den Bebrauch von Vesikantien auf den Bauch, die Schenkel u. s. w. Tan- 
querel prüfte auch diese Methode der Behandlung, ohne günstige Er- 
folge dabei zu sehen. 
$. 180. 5) Die sedirende und antispasmodische Behand- 
handlung. Um bei der Bleikolik den Schmerz und die spasmodische 
Contraction zu beseitigen, hat man mancherlei Narcotica und Nervina den 
Krauken gegeben und wie man berichtet, dabei bedeutende Erfolge ge- 
sehen. Die einzelnen Mittel, welche benutzt wurden, sind folgende: 
a) Nux vomica. — Dieses Mittel wurde von Serres gegen die 
Bleikolik ungemein empfohlen. Sandras und Tanquerel, die es an 15 
Patienten prüften, erklären es für ganz werthlos. 
b) Tabak. — Grisolle und Graves in Dublin heilten Bleikolik- 
patienten mit Tabakfomenten auf den Bauch oder mit Tabakklystiren. Ueber 
den Erfolg dieser Kur lässt sich nichts Bestimmtes aussagen, da die ge- 
nannten Aerzte auch nebenbei purgirende Mittel benutzten. 
c) Hyosceiamus und Belladonna. — Diese Mittel wurden von 
Payen, Stoll, Wolff, Hillary, Romans u. A. gegen Bleikolik ver- 
sucht und für wirksam erklärt. Möglich, dass sie dem Opium in Wirksam- 
keit gleichkommen. 
d) Opium. — Citois, Tronchin, de Haen, Stoll, Payen, 
Hillary, Romans, Lazuriaca, Adair, Wolff, Burdois, Briche- 
teau, Bouvier, Martin-Solon, Christison, Copland, Horn u. v.A. 
rühmen das Opium als das Mittel, mit welchem „glückliche, schnelle, 
dauerhafte und vielfältige* (Stoll) Kuren gemacht wurden. Tan- 
querel prüfte das Mittel an 38 Patienten, welche dasselbe inDosen von 
2—10 Gran bekamen und spricht demselben einen ausgesprochenen Ein- 
fluss auf den Verlauf der Bleikolik zu. Die Behandlung mit Opiaten, sagt 
Tanquerel, kürzt wirklich die Kolik ziemlich häufig um einige Tage ab, 
und macht Rückfälle, Paralysen und Hirnleiden etwas seliener.* In dem 
das Opium der Intensität des Leidens entsprechend in bald grösseren, 
bald kleineren Dosen dargereicht, Schmerz und Krampf tilgt, schafft es, 
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