Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

Bloikolik. 189 
weit entfernt die Obstruction zu mehren, entschiedene Leibesöffnung, wo- 
bei gewöhnlich viel Stercoralmassen entleert werden. 
e) Morphin. — Das salzsaure Morphin wurde von Bouvier, 
Martin-Solon u. A. gegen Bleikolik mit günstigem Erfolge gebraucht 
und durch Filhos gerühmt. Tanquerel benutzte das Mittel bei 46 Pa- 
lienten und erklärt, dass es denselben Heileffeet wie das Opium übe. 
f) Chloroform. — Dieses Mittel wurde in neuester Zeit von 
Blanchet, Point, Gassier, Aran u. A. gegen heflig schmerzende 
Bleikoliken benutzt und angepriesen. Aran gebrauchte das Chloroform 
sowohl innerlich (Chloroform. Gtt. 40 auf 4 Grm. Gummi-Tragant., 30 Grm. 
Syrup., 100 Grm. Wasser; Esslöffelweise) als in Form von Klystiren, als 
in Form von Einreibungen des Unterleibs. Späler benutzie Aran zu Ein- 
reibungen in den Unterleib das Chlorelayl, welches jetzt als Liquor anae- 
stheticus Wiggeri auch in Deutschland gebraucht wird. Brockmann 
griff in verzweifelten Fällen von Bleikolik zu der „fast immer hülfreichen“ 
Chloroform- und Aetherinhalation und sah unter deren Einfluss die „gräss- 
lichsten Schmerzen augenblicklich verstummen.“ 
$. 181. 6) Evacuirende Behandlung. Diese Methode der Be- 
handlung, welche darauf ausgeht, die Bleikolik mit Abführmitteln,, resp. 
mit Brechmitteln zu tilgen, hat zu allen Zeiten viel Anhänger und Lobred- 
ner gefunden. Die einzelnen Mittel, welche besonders benützt wurden, 
sind folgende: 
a) Bittersalz. Bitterwasser. — Wie bereits oben gesagt wurde, 
leisten diese Mittel gegen die Bleikolik nach Tanquerel’s Zeugniss eben 
so viel, als das Rieinusöl. 
b) Senna mit Glaubersalz. — Dieses Mittel, welches als Potio 
purgans pietorum und als Enema pietorum purgans einen Bestandtheil der 
Pariser Charitecur bildet, wurde von vielen französischen und deutschen 
Aerzten bald innerlich, bald in Form von Klystiren gegen Bleikolik be- 
nutzt. Jedenfalls ist das Mittel dem vorhergehenden an Wirksamkeit gleich- 
zuseizen, wenn es nicht noch heilkräftiger ist. 
c) Calomel. — Clark. Hunter, Musgrave, Warren, Bur- 
ger, Gebel, Biss, Clutterbuck, Meriates, Laenneck, Wagner, 
Eliotson, Brockmann u. A. haben dieses Mittel in Dosen von 5—10 
—20 Gran bald allein, bald in Verbindung mit andern Medicamenten gegen 
die Bleikolik benutzt, ohne indess den Beweis zu führen, dass das Mittel 
mehr leistet, als die salinischen Purgirmittel. 
d) Rieinusöl. — Grashuis, Barry, Mosley, Fischer, 
Odier, Romans, Eyerel, Renauldin u. A. gaben und rühmten das 
Rieinusöl als wirksames Mittel gegen die Bleikolik. Wie sich Tanquerel 
bei 44 Patienten überzeugte, leistet das Mittel in Dosen von I—2 Unzen 
gegen leichte Koliken recht gute Dienste, während es bei hefligen Koliken 
sich unwirksam erweisst. 
e) Crotonöl. — Dieses von Kinglake gegen Metallkoliken ge- 
rühmte Mittel, wurde von Rayer, Masan Good, Hinze, Magendie, 
Bally, Jonet, Andral, Stockes, Copland, Elliotson, Rombers, 
Dassier, ganz besonders aber von Tanquerel benutzt. Letzterer hat 
angeblich nicht weniger als 460 Patienten mit Crotonöl behandelt und bis 
auf 35 allgesammt in kurzer Zeit geheilt. Man gibt am besten das Oel 
zu einem Tropfen in einem Löffel von Gerstenlisane und lässt dasselbe, 
auch wenn es gewirkt hat, noch 3—4 Tage fortgebrauchen, um jede Re- 
crudescenz der Krankheit zu behindern. Versagt das Crotonöl in erster 
Application seine Wirkung, so hat man sedirende Mittel anzuwenden und 
 
	        
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