6 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen,
$. 10. Ist es gelungen durch die Prüfung aller der Merkmale, wel-
che den Giftbegriff constituiren, die im $. 2 gegebene Definition vom Gift
so ist es jetzt geboten die Stellung zur Klarheit
zu bringen, welche die Gifte neben den andern auf den gesunden Orga-
als richtig zu erweisen,
nismus wirkenden Agentien einnehmen.
Wie es scheint, kommen wir da-
mit ohne lange Erörterung am raschesten zum Ziele, wenn wir in einer
synoptischen Tafel die Gifie neben den andern Agentien an ihre gehörige
Stelle setzen.
Imp onderabilien. Er
Dynamisch ein-
wirkend.
Psychische Influenzen.
Dynamide der Physiker.
Wärme.
Licht.
Klectrieität.
Galvanismus.
Magnetismus.
Agentien.
(Potenzen)
Ponderabilien.
(Substanzen.)
mechanisch ein-
wirkend.
chemisch einwir-
kend.
Form u. Mischung des
Organismus constitu-
irend; Gesundheit und
Leben fördernd.
Nahrungsmittel u.
Luft.
Form und Mischung des
Organismus alterirend;
Functionsstörung, De-
struction der Organe,
wenn nicht den Tod
verursachend; der Ge-
sundheit und dem Le-
ben Abbruch thuend.
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Gifte.
$. 11. Je mehr wir uns darüber verständigt haben, was unter Gift
zu verstehen ist, um so leichter wird es jetzt sein anzugeben, was die
alier Orten eursirenden Ausdrücke „Vergiftung, vergiftet und ver-
giften“ bedeuten.
$. 12. Sind die Gifte solche Substanzen, welche durch ihre Molekule
und ihre Molekularkräfie unter bestimmten Bedingungen in den lebenden
Organismus eingreifen, so ist es bei. den Stoffen und Kräften des Körpers
ganz natürlich, dass der Action der Giftmolekule immer eine Reaction der
Molekule des Organismus
auf dem Fusse folgt.
Das Resultirende einer
solchen Wechselwirkung von Gift und Körpermasse muss begreiflich nach
den verschiedenen Verhältnissen äusserst verschieden sein. Besteht das
Resultat der Wechselwirkung nur in einer leichten Alteration der Form-
und Mischungsverhältnisse, die, ohne dass auffallende Störungen des Woll-
seins die statthabende Alteration verrathen,
entweder durch die völlige
Zersetzung des pathischen Produktes, oder durch Funktionssteigerung be-
stimmter Organe, wie z. B. der Nieren, oder durch die nachfolgende Er-
nährung wieder zur Ausgleichung gelangen, so nennt man einen solchen
Organismus trotz der Anwesenkeit von Gift in demselben, das der Che-
miker vielleicht aus dem Urin abzuscheiden vermag, noch keineswegs ver-
giftet und das Resultat einer solchen Wechselwirkung noch keineswegs
Vergiftung. Ist dagegen das Resultirende eine solche Alteration der Form-
und Mischungsverhäitnisse des lebenden Körpers, dass je nach dem Grade
und dem Umfange der Alteration und der physiologischen Dignität des
alterirten Theils, bald nur rasch vorübergehende Störung der Funktionen
und des Wohlseins, bald mehr oder weniger bedenkliche und rapid ver-
laufende Krankheit, bald rasche Vernichtung des Lebens die Folge ist, so