Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

Blei-Lähmungen, 205 
  
Be- selben Beugung, wie bei der vorigen Form. Während der Fuss und die 
Jand Zehen nach der Plantarfläche fleetirt sind, ist die Extension und seitliche 
dingt Bewegung der Glieder aufgehoben. Der Patient vermag nicht zu gehen 
[and- und zu stehen. Die Affeciion beruht auf Paralyse des Triceps und Cru- 
diese ralis anterior, des Tibialis antieus, Peroneus parvus und des Extensor di- 
ınen, gitorum pedis. 
Pa- 4) Paralyse des Fusses. — Dabei bemerkt man wegen der 
der Lähmung des Extensor digitorum eine starke Flexion der Zehen, während 
eine der Patient ausser Stande ist den Fuss gegen den Unterschenkel zu beu- 
. gen oder zu ab- und addueiren. Die Fusssohle erscheint concav, die 
' der Fussspitze nach unten und vorn gerichtet. Stehen und Gehen ist sehr 
indet erschwert. 
Mitte Zuweilen kommt es vor, dass die obere und untere Extremität einer 
eren und derselben Körperseite von Bleiparalyse erfasst sind. Solche Verbin- 
nder dungen bezeichnet man als Hemiplegia saturnina, die von Stoll, Andral, 
Tanquerel u. A. beobachtet wurde. 
Con- 
c) Paralyse der Intercostalmuskeln. 
Ben $. 220. Diese Form von Paralyse wurde zuerst von Tanquerel 
nL und zwar zweimal beobachtet. Sie tritt gewöhnlich als Combination zu 
er einer Paralyse der Gliedmassen hinzu. Dabei ist die Rippenrespiralion 
und Bewegung ganz aufgehoben. Athmet der Kranke tief ein, so sieht 
nn man eine deutliche Bewegung der Schlüsselbeine, denen die Brustwan- 
cs dungen ohne Rippenbewegungen nachfolgen. ‚Das Zwerchfell und die Ab- 
A dominalmuskeln befinden sich in verstärkter Thätigkeit. Die Lungen las- 
> sen eine schnarchende Respiration vernehmen, während eine schaumige 
ne Flüssigkeit in den Bronchien und Luftwegen sich sammelt und den Eintritt 
en. der Luft behindert. Dabei sammelt sich das Blut in den Lungen an, 
ns welche im hohen Grade hyperämisch werden. Der Puls ist dabei klein, 
nn ausserordentlich frequent, unregelmässig, die .Haut kühl, das Gesicht 
nn ängstlich, das Bewusstsein ungetrübt, die Sprache abgebrochen und be- 
_ schleunigt, während die Augen und die Nasenlöcher weit geöffnet werden, 
° In Folge der Athmungshemmung kommt es zu Asphyxie, die den Tod 
herbeiführt. 
VERLAUF, DAUER, AUSGAENGE. 
ner 8. 221. Die Bleiparalyse kann sowohl plötzlich, als allmählich ein- 
als treten. Plötzlich kommt dieselbe, jedoch höchst selten, zum Vorschein 
ten im Verlaufe der Bleikolik, welche plötzlich und unerwartet erlöschen und 
vol- der Paralyse Platz machen kann. Am häufigsten bildet sich die Paralyse 
e ganz allmählich aus und schwindet auch wieder ganz allmählich. Befällt 
Die die Paralyse ein ganzes Glied, so steigt sie gewöhnlich von oben nach 
lei- unten herab, so dass bei Paralyse der oberen Extremitäten das Leiden 
der zunächst die Schulter befällt und die Paralyse der Finger sich zuletzt hin- 
zugesellt. Die umgekehrte Entwicklung der Dinge bemerkt man bei der 
ıdet Heilung des Uebels, denn alsdann werden die zuerst befallenen Theile 
eckt von der Lähmung befreit. Indessen kommt es nicht selten vor, dass die 
un- Finger früher genesen als die Hand. 
sind Die Dauer der saturninen Paralyse ist nach den Formen äusserst 
verschieden. Die Paralyse der Intereostalmuskeln vernichtet bald das 
US- Leben, während die Paralysen der Gliedmassen bei chronischem Verlaufe 
ler- viele Monate, Jahre und zuweilen selbst die ganze übrige Lebenszeit an- 
 
	        
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