Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Acute Vergiftungen durck Arsenik. 961 
hat man ferner die Aufgabe, die Complicationen ihrem Charakter entspre- 
chend zu beseitigen, oder wenigstens zu bessern, und das Gift, durch wel- 
ches die Complicationen unterhalten werden, möglichst bald aus dem Blute 
und den Organen hinaus zu führen. Was zur Erfüllung aller dieser Auf- 
gaben zu thun ist, soll in Folgendem nur in Kürze angedeutet werden. 
Um das in die ersten Wege gelangte Gift zu beseiligen und unwirk- 
sam zu machen, fördert man das Erbrechen, werin es bereits im Gange 
ist, indem man von Zeit zu Zeit laues Wasser mit Eiweiss trinken lässt 
und das Zäpfchen des Patienten tüchtig kitzeit. Ist das Erbrechen unge- 
nügend, oder gar nicht eingetreien, so gibt man zunächst warmes Wasser 
mit Eiweiss und sobald wie möglich Brechweinstein mit Ipecacuanha oder 
Kupfer- oder Zinkvitriol und unterhält das Erbrechen durch Darreichung 
von lauem Wasser und durch Kitzeln des Gaumens. Ist das toxische Er- 
brechen übermässig und erschöpfend, so sucht man dasselbe durch, auf 
die Magengegend gelegte Synapismen, oder durch Darreichung von kaltem 
Wasser, Eispillen, Bittermandelwasser, Opiaten u. A. m. zu mässigen, ehe 
man zur Tilgung der Residuen des Giftes durch Gegengifte vorschreitet. 
Hat die Entleerung des Magens in der einen oder anderen Weise stattge- 
funden, so sucht man jetzt die Rückstände des Gifles unwirksam zu ma- 
chen, welche etwa in den ersten Wegen verblieben sind. Zu diesem Ende 
reicht man die oben (S. 58 u. 59) abgehandelten Antidote, entweder das 
Eisenoxydhydrat, oder das Magnesiahydrat oder ein Gemenge von beiden, 
indem man so verfährt, wie es bereits oben (a. a. O.) ausgeführt wurde. 
Sind die angegebenen Gegengifte nicht zu beschaffen, so kann man auch 
zur Noth statt des Eisenoxydhydratis den Crocus marlis aperitivus, und 
statt des Magnesiahydrats die gewöhnliche caleinirte Magnesia der Offiein 
anwenden, — Substanzen, die freilich an Wirksamkeit den eigentlichen 
Arsenikantidoten weit nachstehen. Wird das eingegebene Gegengift sofort 
wieder ausgebrochen, so reicht man dasselbe aufs Neue in kleinen Do- 
sen und sucht allmählich mit denselben zu steigen. Hat man Grund, den 
Fortgang des Giftes in dem Darmkanal zu vermuthen, so beschleunigt 
man die Passage der Gegengifte durch die ersten Wege mittelst reizender 
Klystiere oder dnrch Darreichung von Glaubersalz oder Biltersalz, oder 
durch Einreibungen von Crotonöl und lässt das Gegengift so lange fortge- 
brauchen, bis dasselbe mit den Fäces zum Vorschein kommt und die 
Symptome der Intestinalaffeetion zu erlöschen beginnen. Erheben sich vor 
oder nach der Entfernung und Tilgung des Giftes im Bereiche der ersten 
Wege entzündliche oder entzündlich-spasmodische Affectionen, so bringt 
man in Erfüllung der zweiten Aufgabe den antiphlogistischen oder anti- 
phlogistisch- antlispasmodischen Heilapparat zur Anwendung, indem man 
je nach Umständen bald von allgemeinen und örtlichen Blutentziehungen, 
bald nur von letzteren, bald überdies von der grauen Quecksilber- 
salbe, bald von narcotischen und anderen krampflösenden Mitteln (warme 
Bäder, narcotische Einreibungen u. s. w.) Gebrauch macht. Ist es bei der 
einfachen Intestinalaffeetion gelungen, mit der angegebenen Behandlung 
den Patienten zu erretten, so hat man nur noch die in das Blut überge- 
gangene, jedenfalls geringe Mengen von Gift durch die Nieren zu eliminiren 
und die in den ersien Wegen, vielleicht noch vorhandenen Intoxikalions- 
residuen zu beseitigen, um eine vollständige Genesung zu erzielen. 
Viel schwieriger ist die Behandlung der durch Arsenik bewirkten 
Gastrointestinalaffeetion, wenn dieselbe durch Resorption und Verbreitung 
des Giftes und durch Mitleiden entfernter Organe complieirt ist. In diesem 
Falle hat man, wie schon oben gesagt, ausser den früheren Aufgaben 
auch noch die, die bestehenden Complieationen ihrem Charakter gemäss 
 
	        
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