964 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen.
genen Convulsionen, die aber auch fehlen können, einen raschen Ein-
tritt des Todes. Bei der Section der Individuen, welche der Arsenik-
asphyxie erliegen, findet man die gewöhnlichen anatomischen Zeichen der
vulgären Asphyxie, als Anschoppung der Lungen mit vielem dunklem Blute,
auffallende Röthe der Bronchial- und Trachialschleimhaut, ecchymotische
Flecken unter dem Endocardium , Anschoppung des Herzens, besonders
des rechten, mit vielem dunklem, flüssigem, syrupähnlichem Blute , das
bei nicht allzu spät vorgenommener Autopsie an der Luft eine scharlach-
rothe Farbe annimmt, Anschoppung der grossen venösen Gefässe, sowie
der Leber und der anderen Örgane des Unterleibs mit vielem dunklem
und meistens auch flüssigem Blute. Neben diesen, die Asphyxie bezeich-
nenden Leichenerscheinungen bemerkt man zuweilen noch andere, welche
ein besonderes Leiden der ersien Wege oder anderer Organe bekunden
und als zufällige Complieationen zu betrachten sind. Der Verlauf der In-
toxikation ist wie bei allen Asphyxien mehr oder weniger rapid. Das Ende
derselben meistens leihal, wenn das Leiden zur vollen Ausbildung ge-
langte. Die Diagnose der Intoxikation kann bei Untenntniss der anamnesti-
schen Verhältntsse äusserst schwierig sein. Die Prognose ist bei völlig
ausgebildetem Leiden immer höchst sinister. Bei der Behandlung der
Vergiftung hat man, wo möglich das an der Applicationsstelle resti-
rende Gift zunächst zu tilgen und sodann dahin zu streben, dass die
Function des Herzens und der Respirationsorgane unterhalten und ge-
hoben werde. Zu diesem Ende versucht man ‚ was mit dem antasphyeti-
schen und depletorischen Heilapparate (S. 97 — 99, $. 163 — 165), und
namentlich mit Lufteinblasungen, Blutentziehungen, Reizmitieln und mit der
auf die Herznerven einwirkenden Eleetricität zu nützen und zu bessern
ist. Gelingt es damit das bedrohte Leben des Patienten zu erhalten, so
hat man den Zustand aller Organe auf das sorgfältigste zu überwachen,
um sofort einzugreifen, wenn eine merkliche Störung an dem einen oder
andern Organe auftauchen sollte. Ueberdiess muss man daran denken,
das in das Blut eingedrungene Gift auf dem kürzesten Wege aus dem Kör-
per auszuführen, was am Besten durch Anregung der Diurese und unter
Anwendung der diuretischen Mittel geschieht.
B) Chronische Vergiftun gen durch Arsenik. (Arsenicismus chronicus.
Morbi ex usu Arsenici chronici).
$. 365. Die chronischen Arsenikvergiftungen, welche bei allzulang
andauernder Einwirkung von kleinen Dosen Arsenik entstehen und ver-
schieden geartet sind, haben in Analogie mit den Bleikrankheiten allge-
sammt das Eigene, dass sie bei längerem Bestande und bei fortdauernder
Zufuhr von Gift in die Arsenikzehrung (Tabes arsenicalis), die
höchste Stufe der Arsenikdyskrasie und Cachexie ausgehen und damit ihr
Ende erreichen. Es ist daher gerechtfertigt, an dieserStelle nur die durch
Arsenik verursachte Tabes, das Colleeiivum aller chronischen Arsenikver-
giftungen zu schildern, um so mehr, als die chronischen Organleiden, die
durch Arsenik erzeugten Leiden der Hautdecken, der Augen, des Stimm-
apparates, der Lufiwege, des Speisekanals und seiner drüsigen Anhänge,
sowie des Nervensystems ausser den äliologischen Verhältnissen nichts
Eigenthümliches besitzen.
a) Die Arsenikzehrung. (Tabes arsenicalis. Arsenicismus tabescens chronicus).
$. 366. Diese Affection kommt noch am häufigsten bei Berg- und
Hüttenleuten, welche mit Arsenik und Arsenikdämpfen zu schaffen haben,