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Vergiftung durch Schwefelsäure. 969
Speiseröhre in den Magen gelangt, so entsteht ein heftig brennender
Schmerz im Verlaufe der Speiseröhre und in der epigasirischen Gegend.
Mit der Einwirkung der Säure auf die Mucosa des Magens stellt sich so-
dann in der Mehrzahl der Fälle unter hefigem Schluchzen und Würgen
ein starkes und wiederholtesErbrechen von sehr stark angesäuerten, Lack-
mus röthenden, jedenfalls schwefelsäurehaltigen Massen ein, die selbst
später mit abgestossenen Epithelialfetzen, blutigem Schleime, oder mit einer
schwarzen-, tintenartigen Materie gemengt sind. Ist das Gift bis in den
Darmkanal gelangt, so verbreitet sich der brennende Schmerz oder eine
lebhafte Kolik über den Unterleib, ohne dass dabei in der Regel Durch-
fälle erfolgen. Schreitet die Intoxikalion weiter, so stellen sich über kurz
oder lang eine Reihe von Zufällen ein, welche die Ausbildung einer mehr
oder weniger intensiven Entzündung des Speisekanals begleiten. Wurden die
Gewebe der Lippen, des Mundes, des Gaumensegels,, der Mandeln und
des Schlundes verätzt , so bemerkt man alsdann alle Erscheinungen der
Lippen und Mundentzündung, der Angina und der Pharyngitis, wenn nicht
gar die Erscheinung von Glottisödem und Erstickung, welche den Tod des
Vergifteten alsbald herbeiführen können. Wurde die Speiseröhre stärker
verätzt, so kommen die Erscheinungen der Oesophagitis zum Vorschein,
welche nicht minder gefährlich sind. Entwickelt sich eine Entzündung des
Magens und Darms, oder wohl gar des benachbarten Bauchfells, so schwillt
der Unterleib tympanitisch auf und erweist sich beim Zufühlen ausseror-
dentlich sensibel und heiss. Neben diesen deutlich ausgesprochenen In-
testinalsymptomen sind aber in der Regel andere zu constaliren, wel-
che zum Theil wenigstens von einem Mitleiden entfernter Organe ab-
hängig sind. Die Pulse des Patienten werden klein, contrahirt, zuweilen
selbst zitternd und später verschwindend; die Athemzüge scheinen unre-
gelmässig und dyspnoisch oder schwach und langsam. Die Hautdecken
des Patienten bedecken sich mit dünnem Schweisse und werden, beson-
ders an den unteren Extremitäten, eiskalt. Ueberdies leidet der Patient an
unlöschbarem Durste, der, wenn ihm nachgegeben wird, neue Schmerzen
und neues Erbrechen zur Folge hat, ferner an furchtbarer Angst und be-
ständiger Unruhe, während die Lippen, die Muskeln des höchst entstellten
Gesichtes, die Muskeln der Extremitäten sich in krampfhafter Bewegung
befinden, der Schlaf so gut wie suspendirt ist, jedoch die Gehirnfunction
meistens ihre Integrität bewahrt und nur selten getrübt wird. Gehen die
Patienten in den ersten 12—24—-48 Stunden zu Grunde, so geschieht es
gewöhnlich unter allen Symptomen der Magen- und Darmperforation, oder
der Gangrän, oder des Glotisödems, oder der suffocativen Angina.
Zieht sich die durch das Gift erzeugte Krankheit längere Zeit, viele Tage,
Wochen oder Monate hin, so kann sie ebensowohl mit dem Tode, als mit
vollständiger und unvollständiger Genesung enden. Zu Tode führt alsdann
die verschleppte Affectiion, wenn die Entzündung und Ulceration des Ma-
sens und Darms sich auf kleine Stellen beschränkt und mehr chronisch
wird oder wenn chronische Indigestionsleiden, Diarrhöen, spasmodische
Affectionen des Magens und Darms, oder Aphonie und andere Leiden des
Kehlkopfes, des Gaumensegels, der Zunge, der Zähne u. s. w. zurückblei-
ben. Mit vollständiger Genesung endet die Intoxikation, wenn das Gift
ausgeleert oder durch neutralisirende Mittel getilgt wird und wenn die durch
das Gift verursachten Leiden allgesammt zur raschen oder allmählichen
Ausgleichung gelangen.
BEHANDLUNG.
$. 375. Um das eingenommene Gift zu diluiren und zu neutralisiren,