Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
974 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen. 
ruch nach bitteren Mandeln. Die Gewebe der Mundhöhle, des Rachens 
und der Speiseröhre lassen keine merkliche Veränderung erkennen, es 
sei denn, dass mit dem Gifle eine scharfe Substanz verschluckt worden 
wäre. Die Muscularis des Magens ist bald schlaff, bald contrahirt, die 
Schleimhaut des Magens entweder ganz verändert oder an der Stelle, wo 
die Blausäure eindrang, diffus geröthet. Die Muskelhaut des Darms ist 
ebenfalls bald schlaff, bald contrahirt, während die Schleimhaut desselben 
entweder ganz unversehrt oder stellenweise verändert (rothfleckig, streifig) 
erscheint. Die venösen Gefässe der ersten Wege, der Netze und des gan- 
zen Unterleibs sind mit dünnem Blute strotzend erfüllt. Die Leber ist mei- 
stens dunkel kirschroth, selten hellroth und lässt aus den durchschnilte- 
nen Gefässen viel flüssiges, dunkles, an der Luft sich röthendes, seltener 
ein hellroihes Blut abfliessen. Die Milz ist dunkel oder bläulich gefärbt, 
contrahirt oder expandirt, runzelich oder glatt, blutreich oder so arm an 
Blut, dass die durchschnittenen Gefässe nur beim Drucke etwas Blut lie- 
fern. Die Nieren sind meistens hyperämisch und mit vielem dunklen flüs- 
sigen Blute versehen, das besonders die Corticalsubstanz erfüllt. Der Peri- 
tonealsack enthält zuweilen viel serosanguinolente Flüssigkeit. Das Herz 
ist gewöhnlich sehr stark mit flüssigem oder dieklichem , dunklem, an der 
Luft sich rölhendem, selten von vorn herein mit rothem Blute erfüllt, wäh- 
rend die Wandungen des Herzens schlaff, seltener eontrahirt erscheinen. 
Die Gefässe der Lungen und der Brust sirotzen gewöhnlich von dunklem, 
an derLuft sich röthendem flüssigem oder dieklichem Blute. Das Gewebe 
der Lungen lässt zuweilen ein parlielles, oder ein ausgebreitetes Emphy- 
sem, zuweilen ein Oedem, oder viele Ecchymosen erkennen. Die Luftwege 
sind entweder normal oder mit Schleim oder schäumender Flüssigkeit er- 
füllt. In den Pleurasäcken und in dem Herzbeutel findet man zuweilen 
etwas serosanguinolente Flüssigkeit. Die Gefässe des Halses und der Hirn- 
häute sind von Blut sirotzend erfüllt; die Hirnventrikel enthalten nicht sel- 
ten seröses Exsudat. Die Cerebrospinalflüssigkeit ist meistens etwas ver- 
mehrt. Die Substanz des Gehirns lässt keine Veränderung wahrnehmen. 
SYMPTOME 
$. 334. Bei nicht allzu rapidem Verlaufe wickelt sich die Blausäure- 
vergiftung in drei rasch auf einander folgenden Stadien ab. Im ersten 
Stadium, welches man als asihmatlisches bezeichnen kann, bemerkt man 
Oppression der Brust, Herzhäsitationen, keuchende, mit geöffnetem Munde 
und verzerriem Gesichte erfolgende Respiration, bei der Blausäuredanpf 
von dannen geht, während der Kopf eingenommen und schwindelich wird 
und die Augen glänzend und strotzend hervortreten. Im zweiten Stadium, 
dem convulsivischen, stürzt das vergiftete Individuum von Opisthotonus er- 
fasst zu Boden, während unter spasmodischer Affection des Kehlkopfs, 
der Harnblase und anderer vegelativer Organe, laules Aufschreien, 
spritzende Ausleerung des Urins, der im Rectum enthaltenen Fäces, und 
zuweilen selbst des Samens erfolgt und das Bewussisein sammt der 
ganzen Cerebralthätigkeit erlischt. Im dritten Stadium, dem paralylischen 
oder asphyelischen, liegt der Vergiftete mit tiefem Coma und weiten Pu- 
pillen ruhig zu Boden, während derselbe, aber immer seltner und uner- 
giebiger, nach Luft schnappt. Dabei erschlafft die Muskulatur des Ver- 
gifteten zu einer teigigen, ganz atonischen Masse und der Herzschlag nebst 
der Respiralion wird immer seltener und schwächer, während Speichel in 
grösserer Menge aus dem Munde hervorfliesst. Alle diese Erscheinungen 
und Stadien der Intoxikalion verlaufen in Zeit von 10 -- 60 Minuten und 
enden in der Regel mit dem Tode. Ist die Intoxikation stärker und inten- 
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