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Vergiftungen durch Strychnin. 9275
siver, so dass der Tod in 1—2 Minuten erfolgt, so können die convulsivi-
schen Erscheinungen ganz fehlen und die paralylischen sofort die Ober-
hand gewinnen. Ist die Intoxikalion weniger intensiv, als die zuerst be-
schriebene, so dauert das Leiden unter mannigfachem Wechsel der Er-
scheinungen eine bis mehrere Stunden, worauf sich der Vergiftete entwe-
der rasch oder langsam erholt, oder was seltener ist, zu Grunde geht.
DIAGNOSE.
$. 385. Man erkennt die Blausäurevergiftung schon an dem Bitter-
mandelgeruch, welcher bei jeder Exspiration verbreitet wird. Die Prognose
der rapid verlaufenden Vergiftung ist höchst sinisier, die der langsamer
verlaufenden Intoxikation zweifelhaft.
BEHANDLUNG.
8.386. Um den Rest des Giftes, wenn es verschluckt wurde, zu verdünnen
und so rasch wie möglich aus dem Magen zu entfernen, wendet man Wasser,
die Magenpumpe oder Brechmittel und Klystiere an. Um das in das Blut ein-
gedrungene Gift zu zerselzen, hält man dem Vergifteten einen mit Chlorwas-
ser oder mit Salmiakgeist gelränkten Schwamm vor Mund und Nase und
sorgt durch Unterstützung der Respiration dafür, dass die im Schwamme
enthaltenen Gasarlen, ‚besonders das Chlor durch die Lungen in das Blut
gehen. Ueberdies applieirt man compendiöse Klysliere von Chlorwasser
und flösst Chlorwasser mit oder ohne Benutzung der Schlundsonde wo
möglich in den Magen ein. Die Respiralion und die Herzaction sind da-
bei soviel wie möglich zu unterstützen und zur Noth künstlich unter An-
wendung eines Blasebalgs und des electro-magnelischen Rolalionsappara-
tes im Gange zu halten. Um deplethorisch und reizend auf die Centren
des Nervensystems zu wirken, lässt man den Kopf und den Rücken mit
möglichst kaltem Wasser begiessen und mit kalten Aufschlägen bedecken,
während man an anderen Stellen des Körpers Sinapismen oder Senföl ap-
plieirt. Unter Umständen kann ein kleiner Aderlass an der äusseren Dros-
selvene von grossem Nutzen sein, namentlich wenn das Herz excessiv mit
Blut angefüllt ist und seine Aclionen einstellt. Erholt sich der Patient un-
ter der angegebenen Behandlung, so reicht man demselben schwarzen
Kaffee und andere Exeitantien.
I. Intoxikationen durch Alkaloide und alkaloidhaltige Sub-
stanzen.
A. Vergiftung durch Sirychnin und Brucin, oder durch strych-
nin- und brucinhaltige Substanzen. (Strychnismus. Morbi ex usu
Strychnini v. Brucini. Tetanus ex usu Strychnini v. Brucini.)
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