330 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen.
haltung mit endlichem Abgange seybalöser Fäces ; zuweilen diarrhöische
Leibesöfinung, die in Stuhlverhaltung übergeht; endlich auch häufig eine
schmerzlose, tympanitische Auftreibung des Unterleibs. Von Erscheinun-
gen eines Leidens der Respirationsorgane, des Circulationsapparates
und anderer Körpertheile bemerkt man sehr häufig eine auffallende
Retardation des Herzschlags mit kleinem , unterdrücktem, endlich kaum
fühlbarem Pulse, zuweilen ganz normale Pulse, sehr häufig Heiser-
keit und lallende Sprache; nicht selten Oppression der Brust mit Hu-
sten und grösseren oder geringeren Alhmungsbeschwerden,, die selbst in
Erstickungszufälle, aber noch häufiger in rasselndes mühsames Alhmen
ausarlen können; sehr häufig Schrumpfuug der trocknen , kühlen Haut
an den Händen und Füssen, zuweilen mit Exfoliation der Epidermis;
häufig Harnbeschwerden, als Sirangurie, Ischurie u. dgl., zuweilen gestei-
gerte Harnentleerung, endlich fast immer einen bedeutenden Verfall der Er-
nährung, der sich in Abmagerung, zuweilen auch in Bildur g von Oedemen
der Füsse ausspricht. Genauere Untersuchungen über das numerische
Verhältniss im Auftreten der Intoxikalionssymplome sind zur Zeit nicht vor-
handen; jedoch liegt eine von Kopp erzählte Geschichte von massen-
hafter Wurstvergiflung vor, aus der sich manches entnehmen lässt. Von
34 durch Bratwürste gleichzeitig vergifteten Personen litten alle an Ernäh-
Tungsstörung, die sich in auffallender Abmagerung deutlich bekundete; 33
an Affeclionen der Augenlider; 28 an Schwindel und- an Schrumpfung
der Haut an Händen und Füssen; 27 an Schwäche der Augen, an helfli-
sem Aufstossen und hartnäckiger Verstopfung; 25 an Halsaffectionen; 21
an Taubheit in den Fingerspitzen; 20 an Betäubung; 19 an Uebelkeit und
Heiserkeit; 17 an Leibschneiden; 16 an Erbrechen ; 13 an beschwerlichem
Schlingen; 12 an beschwerlichem Uriniren; so wie endlich 2 an vorüber-
schender Blindheit.
Die Dauer der Intoxikation varürl in der Mehrzahl der Fälle von
mehreren Tagen bis zu einigen Wochen; kann sich aber auch noch wei-
ter in die Länge ziehen. Der Verlauf derselben ist meistens eonlinuirlich,
seltener remitlirend. Regungen von Fieber werden dabei fast niemals be-
obachtet. Die Ausgänge der Vergiftung sind die gewöhnlichen. Bei le-
thalem Ende, das am häufigsten eintrilt, gehen die Patienten unter Rö-
cheln, oder unier den Erscheinungen von Asphyxie oder von leichten
Convulsionen zu Grunde. Bei dem Ausgange in unvollkommene Genesung
bemerkt man als Residuen der Krankheit bald Lähmung der Augenlider,
oder anderer Körpertheile , bald Schwäche der Augen, bald habituelles
Zittern, bald chronisches Leiden des Gehirns. Bei dem Ausgange in voll-
ständige Genesung schwinden die Intoxikalionssymptome meistens ganz
allmählich, während ein Gefühl von Kraft und Genesung sich einstellt.
BEHANDLUNG.
5.454. Die Therapie der Wurstvergiftung hat sich bis jetzt keiner gros-
sen Erfolge zu rühmen. Fast die Hälfte der vergifteten Individuen ist zu
Grunde gegangen, und von denen, welche genasen, ist es in den meisten
Fällen zweifelhaft, ob sie ihr Leben der ärztlichen Behandlung oder dem
glücklichen Geschicke, das sie zu wenig von der gifigen Wurst geniessen.
liess, zu danken hatten. Wie dem auch sein mag, soviel ist gewiss, dass
der Arzt im Angesichte von Wurstvergiftung mehrere höchst wichtige In-
dicationen zu erfüllen hat. Ist die giftige Substanz noch im Magen enthalten,
so ist dieselbe möglichst rasch zu entfernen , wozu in der Regel die ge-
wöhnlichen Brechmittel genügen. Ist das Gift bereits resorbirt und in dem
Körper verbreitet, so hat man dasselbe, wo möglich zu eliminiren und zu