Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Wuthkrankheit der Thiere. 347 
Thieren besteht eine mehr oder weniger deutliche Matligkeit, welche bei 
einzelnen durch Schwäche, ja Zittern des Hinterleibes deutlicher hervor- 
tritt. Manche atlhmen schneller und angestrengter als normal. Sehr ge- 
wöhnlich ist ein Nachlass der Thätigkeit im Gebiet des oberen Sympathi- 
cus, die sich besonders durch die reichlichere Absonderung und höhere 
Temperatur der Nase, die stärkere Injeclion der Conjunctiva, das Hervor- 
treten des Bulbus, die Erweiterung der Pupille, das leuchtende und zu- 
gleich unsichere Aussehen des Auges kund gibt. 
Diese Erscheinungen sind in mehr oder weniger grosser Vollständig- 
keit, manchmal, wie schon erwähnt, in sehr geringen Andeutungen, wäh- 
rend einer kurzen Zeit vorhanden. Meist beginnt schon nach 1—2—3 
Tagen, manchmal schon nach 12 Stunden, seltner erst nach 8 Tagen das 
zweite Stadium, das der eigentlichen Wuth. 
$S.11. Das Stadium irritationis s.acmes, verläuft nicht gleich- 
mässig, sondern in Anfällen und es ist um so wichtiger, diesen Verlauf 
scharf hervorzuheben, als dadurch die Zustände beim Menschen eine ge- 
wisse Erläuterung erfahren. Die Zahl und Dauer der Anfälle, welche 
eigentlich nur heftigere Ausbildungen der schon im Vorläufer- Stadium 
bestehenden Exaltationszustände sind, ist bei den einzelnen Hunden ver- 
schieden, jedoch ist gewöhnlich der erste Anfall der heftigste und am 
längsten anhaltende, so dass die Krankheit oft nur in einem einzigen 
Anfalle zu bestehen scheint. 
Ein solcher Anfall (Paroxysmus 1lyssae) beginnt mit einer Zu- 
nahme der Unruhe und der Erregbarkeit des Hundes, in Folge deren die 
beiden besonders auffälligen Erscheinungen desEntweichens aus dem 
Hause und der Bissigkeit auftreten. Anfangs wechseln die Thiere 
ohne Zweck und äussern Grund noch häufiger, als vorher, den Ort; bald 
versuchen sie ins Freie zu kommen. Angebundene, gefesselte oder einge- 
schlossene Hunde bemühen sich, ihre Stricke oder Ketten zu zerreissen oder 
zu zerfressen, die Thüren oder Breiter ihres Verschlags zu durchbrechen, 
und die Schwierigkeit dieses Versuches erregt nur um so mehr ihren 
Zorn, so dass sie Alles, was sie erfassen können, mit Wulh ergreifen 
und zu zerstören suchen. Gelingt es ihnen, zu enikommen, so schweifen 
sie planlos umher, und namentlich grössere Hunde durchlaufen in ver- 
hältnissmässig kurzer Zeit sehr grosse Wegstrecken. Während dieser Zeit 
äussert sich ihre Bissigkeit, je nach dem Naturell, in verschiedener Hef- 
tigkeit und gerade bei diesem Umhertreiben kommt es am häufigsten vor, 
dass fremde Thiere oder Menschen von ihnen verletzt werden. Diess ist 
also die Zeit der grössten Gefährlichkeit. 
Ein solcher Anfall dauert manchmal nur einige Stunden» häufig je- 
doch einen ganzen Tag und darüber. Dann erfolgt eine Remission, 
nanchmal von solcher Vollständigkeit, dass fast jedes Zeichen der Stö- 
rung verschwindet. Dieser Nachlass ist bei den mehr dressirten Hunden, 
namentlich bei Stubenhunden schneller und deutlicher, als bei den mehr 
wilden Racen, und jene finden sich daher meist nach dem Aufhören des 
Paroxysmus bei ihren Herren wieder ein, während sich von den letzteren 
oft jede Spur ihres späteren Verbleibens verliert. Indess scheint sich 
diese Verschiedenheit zum Theil auch dadurch zu erklären, dass 'dıe auf 
dem Lande und Felde sich herumtreibenden Hunde häufiger verfolgt, zu 
grösserer Wuth gereizt und endlich von ihren Verfolgern getödtiet wer- 
den, als die in den Städten vagirenden, kleineren Hunde. Nach der Rück- 
kehr zeigen die Thiere oft ein deutliches Bewusstsein der Ungehörigkeit 
  
  
  
 
	        
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