Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Wuthkrankheit der Thiere. 357 
(Kleinasien) und Creta sehr häufig sei. Von Aegypten haben Prosper 
Alpinus, Larrey u. A. angeführt, dass die Wuth dort gar nicht vor- 
komme; Pruner (die Krankheiten des Orientes. Erl. 1847. S. 431) fand 
nicht blos die Krankheit, sondern er ermittelte auch, dass sie unter der 
koptischen Bevölkerung wohlbekannt sei*). Guyon beobachtete die Lyssa 
in Algier, Johnson in Ostindien. Aus Nordamerica erwähnt schon Rush 
die Gefahr, welche Menschen daraus erwachse, und eine Reihe anderer 
Beobachter haben sie in Westindien, Südamerica, Mexico getroffen. 
Jedenfalls geht soviel hervor, dass sie in manchen Ländern häufiger 
und ausgebreiteter, in anderen seltener und mehr vereinzelt vorkommt. 
Wenn aber einmal die Contagiosität der Krankheit feststeht, so spricht 
nach allen sonstigen pathologischen Erfahrungen dieses Verhältniss eher 
für eine Fortpflanzung durch Uebertragung, als durch Epigenese. Auch 
die Erfahrungen, welche man an Orten gemacht hat, die von Natur mehr 
abgeschlossen sind oder bei denen ein künstlicher Schutz eingeführt ist, 
unterstützen diese Auffassung. Am meisten ireffen diese Verhältnisse für 
Inseln zu. 
So hob schon Hunter hervor, dass in Jamaica trotz der ungemein 
grossen Zahl der Hunde, welche daselbst gehalten werden, 40 Jahre ver- 
gangen seien, ohne dass ein einziger Fall von Wuth vorgekommen. Er 
bezog diess auf die Länge der Reise von Europa dahin und erwähnte, 
dass als die Krankheit in Jamaica aufgetreten sei, man den Verdacht 
gehabt habe, sie sei von Nordamerica übergeführt. Moseley (Abh. v. d. 
Krankh. zwischen den Wendezirkeln und von dem Klima in Westindien. 
Aus d. Engl. Nürnb. u. Alt. 1790. S. 29) erklärt gleichfalls gegen Hillary **), 
dass vor dem Jahre 1783 auf vielen, wo nicht auf allen westindischen 
Inseln die Wuth seit 50 Jahren nicht gesehen worden sei, und dass na- 
mentlich Desportes, der 1732— 48 auf Hispaniola (S. Domingo) prac- 
tieirte, die Krankheit nicht beobachtet habe. Im Frühjahr 1783 brach die- 
selbe auf Hispaniola und im Juni aufJamaica aus, wo sie ganz allgemein 
war und bis zum März 1784 herrschte. Auch Moseley erwähnt, dass 
man gesagt habe, die Krankheit sei von Hispaniola nach Jamaica gebracht, 
indess glaubt er vielmehr an eine spontane Entstehung, und beruft sich 
unter Anderem auf die vielleicht eher gegen ihn sprechende Thatsache, 
dass einige Hunde, die von Europa nach America gebracht wurden, schon 
in den Häfen der Inseln vor der Landung toll wurden. Besonders zwei- 
felhaft wird diess aber, wenn man durch Mease erfährt, dass-im Winter 
1779 die Hundswuth in Maryland und Philadelphia herrschte (Rougemont 
8521): 
Moseley und Heusinger erwähnen ferner nach Ulloa, dass die 
  
*) Die Versuche, das Alter der Hundswuth in Aegypten zu demonstriren, waren frei- 
lich nicht glücklich. Sprengel (Pragm. Gesch. der Arzneikunde. Halle 1800. I. 
80) glaubte aus einer Stelle des Horapolla bei Gelegenheit der Deutung einer 
Hieroglyphe Anzeichen davon gefunden zu haben, allein diess ist ebenso willkür- 
lich , als die Beziehung, welche Andere in der Verehrung des Hundssternes 
(Sirius) durch die alten Aegypter entdecken zu können glaubten. Mit Recht ur- 
girt Youatt, dass der Hundsstern als Symbol der Wachsamkeit und als Anzei«- 
ger der Nilüberschwemmungen verehrt worden ist. 
*) Indess citirt Heusinger (Rech. de path. comp. I. p. 657) auch ein- Zeugniss von 
Morcau (1787), wonach die früher unbekannte Hundswuth seit ungefähr 30 Jahren 
auf den Antillen vorgekommen sei. Diese Widersprüche scheinen darauf hinzu- 
deuten, dass die einzelnen Beobachter ihre Erfahrungen zu sehr generalisirten. 
Hillary lebte auf Barbados. 
  
  
  
  
  
 
	        
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