Wuthkrankheit der Thiere. 361
ann | 3) Man gestand dem Speichel die Fähigkeit zu, Lyssa
| zu erregen. Schon die Alten haben viel von der gifiigen Natur des
ch | Speichels zu erzählen gewusst, und oft ist der Satz des Celsus eilirt:
rer | Omnis fere morsus habet quoddam virus. Zahlreiche Beispiele von
np- allerlei Thieren und Menschen werden angeführt, wo ein Biss, nament-
rm lich im Zorn die Wuth hervorgebracht haben soll *). Man ist jetzt meist
eht geneigt, diese Angaben als fabelhaft zu bezeichnen, allein eine Reihe von
ilz- ' Versuchen, die Wright angestellt hat, fordern jedenfalls zu einiger Vor-
an- sicht auf. Dieser Beobachter injieirte grössere Quantitläten menschlichen
hat Speichels (bis zu 9 Drachmen, in Dosen von 2—3 Drachmen mit kleinen
ist, Pausen) in die Blutgefässe von Hunden und sah, namentlich nach Injectionen
es in die Carolis die heftligsten Erscheinungen auftreten, die anfangs den Cha-
EerI- rakler der Reizung, später den der Depression und Lähmung zeigten. Ein
ıon Theil dieser Resultate ist zu unrein, als dass man daraus die einfache
die Wirkung des Speichels eonstatiren könnte, denn die Injectionen in die Ca-
gie rotis bedingten offenbar directe Unterbrechungen des Blutstromes, wie die
be- partielle Hirnerweichung (Exp. 11), die plötzliche Blindheit (Exp. 10) dar-
:he thun. . Ueberdiess hat Jacubowitsch (de saliva diss. inaug. Dorpat.
der 1848. p. 42) direct nachgewiesen, dass filtrirter Speichel eine Reihe von
on den Eigenschaften nicht besitzt, die den nicht filtrirten auszeichnen, dass
ON- insbesondere die Respirationsbeschwerden und die Beschleunigung der
us, Herzbewegungen fehlen *). Allein einige Versuche (Exp. 8. 12) sind ge-
18 wiss sehr bemerkenswerth, insofern hier erst am 8. und 15. Tage nach
Vie der Injection eine Reihe von Erscheinungen auftrat, welche mit denen der Lyssa
da- die grösste Aehnlichkeit darboten. Leider sind keine Impfungen gemacht
en, worden, und der Versuch, wo von dem einen der zuletzt erwähnten Thiere
nd einem andern Hunde Speichel in eine Vene injieirt wurde, ergab in Folge
ın- | der grossen Masse des eingebrachten Speichels (8 Drachmen) sogleich so
se \ heftige Erscheinungen, dass man daraus wenig schliessen kann. Im All-
5 | gemeinen muss man der ganzen Versuchsreihe vorwerfen, das dabei
sa | Quantiläten von Speichel verwendet wurden, welche in gar keinem Ver-
| hältniss zu den bei dem Biss oder einfachen Impfung übertragenen stehen,
er allein trotzdem sind diese Erfahrungen von solcher Wichtigkeit, dass sie
b- nothwendig weiter verfolgt werden müssen; die negativen Versuche von
er | Jacubowitsch können nicht als ausreichend betrachtet werden, wenn auch
Ile Frerichs (Wagner’s-Handw. d. Physiol. Art. Verdauung S. 776) sie als
I solche empfohlen hat. Wright ist überzeugt, dass Iyssischer Speichel keine
lie andere chemische Eigenschaft besitzt, als normaler Speichel, dass er
let | jedoch die wirksamen Stoffe in grösserer Menge enthält, wie ja auch der
e, | Speichel hungernder Personen eine grössere digeslive Fähigkeit habe, als
ıst | der Speichel nach der Mahlzeit oder bei dyspeptischen Zuständen. Leider
Alt | ist die Chemie und Physiologie des Speichels noch immer sehr unvoll-
"D. | ständig und es scheint nach den neueren physiologischen Untersuchungen
4) (Bernard, Bidder und Schmid!) sicher, dass der eigentliche Drüsen-
n. | speichel die eigenthümliche Fermentwirkung auf die Amylaceen nicht
er | besitzt, die dem (gemischten) Mundspeichel und dem Bauchspeichel zu-
zt \ kommt. Trotzdem ist es sehr wohl möglich, dass ein besonderer
zu
n i
5S *) Vgl. Krügelstein $. 214,
”*) Jacubowitsch schreibt eine weitere Reihe der von Wright geschilderten Zu-
fälle dem Nikotin zu, welches dem Speichel beigemengt gewesen sei; in der
Ueberselzung der Schrift von Wright suche ich vergeblich nach einer Angabe
darüber, dass dieser Forscher den Speichel beim Rauchen gewonnen habe, Er
gibt eine ganz andere Methode an (S, 110).