376 Virchow, Zoonosen.
Häufig dagegen lassen die Erscheinungen schliesslich nach, die Angst
und die Respirationsnoth verlieren sich, und die Kranken sterben santt,
in einem Auetonde relativer Euphorie. Manche nehmen einen rührenden
Abschied von ihren Angehörigen und den Umgebungen, bitten wegen
ihrer früheren Unbil den um Verzeihung und ordnen ihre Angelegenheite en
mit vollständiger Ergebung. — Nur in einem einzigen Falle (Hawman
bei Krügelstein S.: 301) wird angegeben, dass der Kranke, nachdem sich
von dem g gebissenen Arme aus ein hefliger Schmerz zum Rücken erstreckt
habe und der Arm nach und nach lahm geworden, gestorben sei, ohne
den mindesten Laut oder die mindeste Zuekung von sich zu geben, nicht
anders, als ob die Lähmung in einem Augenblicke ganz vollkommen ge-
worden wäre.
Im Allgemeinen kann die Dauer dieses Stadiums auf höchstens ei-
nige Stunden angeschlagen werden.
$. 34. Der gewöhnliche Ausg ;ang der Krankheit ist der Tod, des-
sen Eintritt entweder während des hydrophobischen Stadiums in apoplek-
ischer oder asphyktischer Form mitten im Anfall, oder, während des pa-
ralytischen stattfindet. Im letzteren Falle kann der Nachlas ss der Krankheits-
erscheinungen das trügerische Bild der Besserung dörkieten; und mehr-
fach ist der alte Satz des Avicenna dureh neuere Erfahrung bestätigt
worden, dass die Hydrophobischen, wenn sie wieder trinken, dem Tode
nahe sind. Gewöhnlich erfolgt der Tod etwa 31 Tage nach dem Ausbruche
der Wasserscheu, doch gibt es Fälle, wo derselbe schon nach 16 Stun-
den eintrat, andere, wo die Krankheit sich 4—5 Tage fortzog, ja es
werden einzelne Beispiele berichtet, wo sie sogar 2—3 Wochen gedauert
haben soll.
Ob ein spontaner Ausgang in Genes ung vorkommt, ist höchst
zweifelhaft. Ausser einer Beobachtung von R ust (Aufsätze und Abh. aus
d. Gebieie der Mediein, Chir. und Staatsarzneikunde. >. 308. bei Fa-
ber S. 538), wo die Genesung eines kaum zu bezweifelnden Falles von
beginnender Wasserscheu ohne alle innerliche und äusserliche Behand-
lung stattfand, haben wir in der Literatur einen Fall (aus den Philos.
Transaect. I. 282, von van Swieten II. 560 ausgezogen), in dem eine
Art von chronischer Wasserscheu bei zwei Kranken geschildert wird, die
nach und nach sich verlor. Indess ist dieser Fall um So weniger bewei-
send, als eine Infection in demselben kaum angenommen werden kann.
Einige andere Fälle von periodischer chronischer Wasserscheu hat Rou-
gemont S. 219 zusammengestellt. Auf die durch Kunsthülfe herbeige-
führten Heilungen werde ich” zurückkommen.
$. 35. Die pathologisch-anatomische Untersuchung ge-
währt wenig Aufschlüsse. Man fand:
I) Schnelle Todtenstarre *) und frühzeitige Fäulniss der Leichen, die
wie es scheint, meist von dem Blute ausg ht und sehr bald bis zur Bil-
dung von Gasblasen in den Gefässen, dem Herzen und ‘dem lockeren Bin-
degewebe fortschreitet. Das Blut ist dunkel, relativ flüssig und imbibirt
die umliegenden Theile schnell.
2) Hyperämie und leichtere Exsudationen am Gehirn, Rückenmark
und den Nerven ohne speeifischen Charakter. Auch hier waren es zum
*) Gorry fand dieselbe 10 Stunden nach dem Tode und zugleich noch Erweiterun-
gen und Zusammenziehungen der Iris auf Lichteinfluss.
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