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Milzbrand der Thiere. 389
es lässt sich wohl kaum bezweifeln, dass manche zum Milzbranc gerech-
nete Formen aus direct fauligen Einwirkungen hervorgehen. So erzählt
Maier einen Fall von Milzbrand-Emphysem oder rauschendem Brand bei
einer Kuh, in Folge von zurückgebliebener Nachgeburt (Herings Reper-
torium 1853. S. 211). Indess ist es nicht ganz sicher, ob man alle solche
sporadischen Fälle wirklich zum Milzbrande zu rechnen berechtigt ist.
$. 45. Entsprechend dieser (wahrscheinlichen) Entstehung aus
einem seplischen Ferment, als welches wir am Ende die Malaria doch
auflassen müssen, trägt auch die ganze Krankheit den eminent sep-
tischen Charakter (daher bei den Sehweinen „Brandblut‘“), indem
sie sich bald den Febres puiridae, bald den Gangränformen mehr an-
schliesst. In beiden Fällen muss, wenigstens bei den ursprünglichen,
miasmalischen Formen, vor der Hand das Blut als Mittelpunkt be-
trachtet werden, wenn gleich es bei einiger Dauer der Infeetion an Lo-
calisalionsheerden nicht fehlt, von denen aus die Blutveränderung später-
hin dauernd erhalten werden kann. Bei den durch Ansteckung erfolgenden
Formen "sind diese localen Heerde durch den Contaet oder die Impfung
des Anthraxgiftes häufig schon im Voraus bestimmt, und zuweilen scheint
es sogar, dass das Gift ziemlich lange local bleibt, und die Bluterkrank-
ung erst spät oder zuweilen gar nicht zu Stande kommt. Ueber die Be-
schaffenheit des Blutes weiss man ausser dem, was das äussere Ansehen
lehrt, nichts Besonderes. Gewöhnlich ist es sehr dunkel, zuweilen
schwärzlich, röthet sich schwer an der Luft, ist dick sallert- oder theerar-
tig; indess ist zuweilen Fasersioff genug da, um eine vollständige Gerin-
nung zu geben *), nur fehlt fast constant die Neigung zur Zusammenzie-
hung des Gerinnsels. Umso evidenter ist dagegen die Ansteckungs-
fähigkeit des Blutes. Nachdem man dieselbe schon lange aus ein-
zelnen klinischen Beobachtungen kannte, haben Greve, Barthelemy,
Leuret, Gerlach u. A., dieselbe durch direete Transfusionen, Injec-
tionen und Impfungen Sicher erhärtet. Endlich erkennt man die grosse
Veränderung des Blutes in der Neigung, die es selbst, sowie seine Exira-
vasate und Exsudale zur fauligen Zersetzung zeigen. Die Leichen der
gefallenen Thiere gehen gewöhnlich in ganz kurzer Zeit in- die extremste
Zersetzung über, und die einzelnen, durch Exsudation und Extravasation
gebildeten Beulen und Anschwellungen liefern zuweilen schon bei Lebzei-
ten gasige Zerseizungsproducte, durch welche der rauschende Brand
(Emphysema carbunceulosum) erzeugt wird.
$. 46. Nächst dem Blute findet sieh mit grosser Constanz die Milz
verändert, was dem Processe überhaupt den Namen gegeben hat, und
ihn sowohl den Malariafiebern, als den Typhen annähert. Die Milz ist
mit seltenen Ausnahmen, deren Werth noch genauer zu prüfen sein dürfte,
vergrössert, oft sehr bedeutend, zugleich äusserst hyperämisch, zuweilen
ekchymotisch, ihre Pulpe brüchig oder zerfliessend, kurze Zeit nach dem
Tode durch Gas emphysematös. Ob man berechtigt sei, die alte Bezeich-
nung des Milzblutes (sang de rate) auf eine wirkliche Milzsucht oder Milz-
kachexie (Bd. I. Abschn. II. $. 132) zu beziehen, steht freilich dahin ;-in-
dess spricht Manches dafür, dass die Milz eine Art von Lagerstätte für das
Anthraxgift wird, welches von hier aus sich vermehrend, vielleicht wie-
*) Vergl. Felix, Rapport sur une maladie charbonneuse qui a regnee dans le can-
ton de Beaumont en 1824 sur les animaux de Fespece bovine. Journ. de med.
veter. 1826. Ann. III, Tom. II. p. 550.